(31) Jung, konservativ, gläubig: Johannes Volkmann nach seiner ersten Sitzungswoche

Show notes

Im Gespräch mit PRO-Redaktionsleiter Digital Nicolai Franz spricht Johannes Volkmann über seine erste Sitzungswoche, politische Reife und die Frage: Wie lebt man als Christ im politischen Betrieb?

Volkmann erzählt von seinem Start in Berlin – inklusive Gottesdienst in der St. Hedwigs-Kathedrale, erster Fraktionssitzung, Wahl der Parlamentspräsidentin. Und er sagt, warum er nicht nur seinem Gewissen folgt, sondern auch der Bibel.

Wie hart ist das politische Geschäft für junge Abgeordnete? Wie klar sollte der Kurs gegenüber der AfD sein? Und wo hört Kompromissfähigkeit auf?

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Show transcript

Nico: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Glaube, Macht, Politik.

Nico: Und jetzt ist ja so, dass ein neuer Bundestag gewählt ist, hat sich einiges verändert.

Nico: Die FDP ist rausgeflogen, ist nicht mehr im Bundestag, das BSW ist nicht eingezogen.

Nico: Dafür ist die Linkspartei, wie da erwarten, sehr stark sogar in den Bundestag gekommen.

Nico: Und es gibt natürlich auch einige neue Gesichter im Parlament.

Nico: Eins davon sitzt heute vor mir.

Nico: Ich bin hier in der CDU-Geschäftsstelle des Kreisverbandes Lahn-Dill und vor

Nico: mir sitzt Johannes Volkmann.

Nico: Er ist mit seinen 28 Jahren bereits im Bundesvorstand der CDU und er ist bei

Nico: der Bundestagswahl 2025 jetzt also direkt gewählt worden im hessischen Lahn-Dill-Kreis,

Nico: wo wir jetzt ja auch gerade sind.

Nico: Welche Regierung werden wir bald haben? Wie sollte man mit der AfD umgehen?

Nico: Und wie ist es eigentlich als junger Christ in der rauen Politik,

Nico: manche sagen ja auch Haifischbecken, da schmunzelt er schon, aktiv zu sein?

Nico: Darüber spreche ich heute mit Johannes Volkmann. Guten Tag.

JV: Ja, guten Tag. Vielen Dank für die Einladung.

Nico: Ja, schön, dass Sie sich die Zeit nehmen. Jetzt ist die erste Sitzungswoche

Nico: des Bundestages rum und dann kehren die Abgeordneten ja meistens wieder in ihre

Nico: Wahlkreise zurück. Ihre erste Woche ist vorbei. Wie war die denn so?

JV: Ja, das war eine super spannende Erfahrung natürlich. Ein neuer deutscher Bundestag,

JV: der sich konstituiert hat.

JV: Die Woche hat angefangen oder die Plenarwoche hat angefangen am Dienstagmorgen

JV: mit einem Gottesdienst in der St.

JV: Hedwigskathedrale in Berlin. Die ist ja frisch saniert, nach meinem Geschmack

JV: ein bisschen zu nüchtern. Der Raum ist komplett weiß.

JV: Man sucht so ein bisschen irgendwie Jesus oder biblische Sehnen etwas vergebens

JV: in der Architektur der Kirche.

JV: Aber das ist natürlich immer eine persönliche Geschmacksfrage.

JV: Jedenfalls dort begann die Woche mit dem Gottesdienst. Und nach dem Gottesdienst

JV: sind wir dann rüber ins Reichstagsgebäude zur Fraktionssitzung.

JV: Um 11 Uhr begann dann die erste Plenarsitzung im 21.

JV: Deutschen Bundestag mit der Rede des Alterspräsidenten von Gregor Gysi vorgetragen.

JV: Ja und dann haben wir die Parlamentspräsidentin neu gewählt,

JV: Julia Klöckner von der CDU, also von meiner Partei und auch einige Stellvertreter

JV: und dann war eigentlich der Plenartag auch schon wieder vorbei.

Nico: Was haben Sie sich denn aus dem Gottesdienst so mitgenommen?

Nico: Außer der Architektur, also der nicht vorhandenen.

JV: Ja, die Architektur der Hedwigskathedrale ist das eine, aber zum einen fand ich es sehr schön,

JV: dass die Präleitin der Evangelischen Kirche beim Deutschen Bundestag vor Gideon

JV: viele persönliche Angebote den Abgeordneten gemacht hat.

JV: Angebote zur Seelsorge, Angebote einfach zur persönlichen Rücksprache,

JV: dass also auch die Kirchen sich als pastorale Räume verstehen für die Abgeordneten

JV: selbst, das habe ich besonders mitgenommen.

JV: Also klar, natürlich die politische Seite der Ansprache, die ist bekannt,

JV: aber die persönliche Seite, was es bedeutet quasi als Christ,

JV: als Mensch ja auch in Berlin Politik zu machen und dort Angebote bei der Kirche

JV: zu haben, das fand ich gut.

Nico: Ja, das wissen glaube ich viele Leser gar nicht, dass es politische Beauftragte

Nico: für Berlin gibt und dass,

Nico: Sie haben jetzt gerade von Anne Gideon gesprochen, von LKD,

Nico: die protestantische Seite und der katholische Gegenpart, hätte ich fast gesagt,

Nico: die Ergänzung, die katholische Ergänzung ist Prälat Karl Justen und von der

Nico: Evangelischen Allianz gibt es ja auch noch jemanden,

Nico: Frank Heinrich, der auch mal im Bundestag saß. auch in ihrer Partei.

Nico: Da kommen wir übrigens gleich auch nochmal auf den Mann zu sprechen.

Nico: Der sich auch Gedanken gemacht hat, als er selber zum ersten Mal in den Bundestag

Nico: eingezogen ist, aber dazu später mehr.

Nico: Jetzt haben Sie ja dann einige Reden gehört und viel wirklich Neues.

Nico: Wie fühlte sich das so an, zum ersten Mal in der Fraktionssitzung zu sein?

JV: Wir hatten schon eine Reihe von Fraktionssitzungen in den letzten Wochen.

JV: Das war eine ganz kuriose Situation, dass quasi die neue Fraktion sich schon

JV: konstituiert hat am Tag nach der Wahl oder eine Woche nach der Wahl.

JV: Und die alte und die neue Fraktion die letzten Wochen auch während der Grundgesetzänderung

JV: immer wieder gemeinsam getagt haben in Berlin.

JV: Also wir hatten schon zahlreiche Fraktionssitzungen und mit der Grundgesetzänderung

JV: auch ja eine, wo es wirklich um was ging, wo wir aber als neue Zuschauer waren.

JV: Und jetzt waren wir eben das erste Mal Protagonisten.

JV: Das ist ganz lustig, die Hessen sitzen in der ersten Reihe in der CDU-CSU-Bundestagsfraktion.

JV: Das ist irgendwie eine Tradition.

Nico: Wer hat dafür gesorgt?

JV: Ich glaube, das ist noch Alfred Tregger in den 80er Jahren, also der Selbstfraktionsvorsitzende war.

Nico: Er war ja durchsetzungsstark.

JV: Aber sonst, ja, ist das eigentlich alles sehr fokussiert.

JV: Man konzentriert sich ja vor allem am Anfang auch darauf, die Abläufe zu lernen.

JV: Fängt schon an bei den Liegenschaften der Reichstag selbst. Ist ja nur ein Gebäude von vielen.

JV: Es gibt das Jakob-Kaiser-Haus, das Paul-Löbe-Haus, das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus.

JV: Die Büros sind dort verteilt, aber auch zum Beispiel Bibliotheken,

JV: verschiedene andere Räumlichkeiten.

JV: Wir hatten dann auch noch ein Bootcamp mit den neuen Abgeordneten in unserer

JV: Fraktion für drei Tage, wo uns einige praktische Tipps und Tricks für den Alltag

JV: als Abgeordneter mitgegeben wurde.

JV: Es fing mit Parlamentsbürokratie an, geht über Fragen wie IT-Sicherheit bis

JV: hin auch zum Thema Personalführung, weil die meisten von uns oder viele von

JV: uns ja auch bisher keine eigene Personalverantwortung hatten und das ja auch

JV: eine neue Situation ist.

JV: Also es ist insgesamt eine spannende Konstellation.

Nico: Haben Sie denn schon Ihr Büro zusammen?

JV: Ich habe bereits mein Büro im Sinne der Mitarbeiter zusammen.

JV: Im Sinne der räumlichen Liegenschaften müssen wir uns noch ein bisschen gedulden,

JV: weil ja bis Montag die alten Abgeordneten noch ein Anrecht auf ihre Büros hatten,

JV: die auch noch nicht ausgezogen sind und die neuen Büros auch noch nicht zugeteilt wurden.

JV: Das kommt jetzt, wenn feststeht, wie die Ausschüsse verteilt werden und das

JV: steht wiederum erst fest, wenn die Regierungsbildung abgeschlossen ist.

JV: Das ist ein ganzer Domino-Effekt, der da quasi hinten dran hängt.

JV: Ich hoffe, dass wir spätestens im

JV: Mai dann unsere neuen Büros und unsere endgültigen Büros beziehen können.

Nico: Sie sind ja direkt gewählte Abgeordnete und wenn man gewählt ist,

Nico: das ist ja schon der Ausdruck des Wählerwillens und so ist unser Land organisiert,

Nico: dass eben das Volk am Ende entscheidet oder vor allen Dingen am Anfang eigentlich

Nico: entscheidet, am Ende entscheidet ja dann der gewählte Abgeordnete.

Nico: Aber was war das denn für ein Gefühl für Sie, als Sie so zum ersten Mal das

Nico: Plenum betreten haben als Johannes Volkmann, MdB?

JV: Ja, also es ist natürlich schon irgendwie ein besonderes Gefühl,

JV: weil man weiß, man sitzt ja nicht für sich selbst.

JV: Und man sitzt für 270.000 Wählerinnen und Wähler im Lahn-Dill-Kreis und hat

JV: ja auch eine Verantwortung diesen Wählern gegenüber, das Vertrauen zu rechtfertigen,

JV: was sie einem bei der Wahl gegeben haben.

JV: An meinem ersten Arbeitstag habe ich dann auch direkt, wir haben ja als Abgeordnete

JV: verschiedene Möglichkeiten, Fragen zu stellen an die Bundesregierung,

JV: habe ich direkt eine schriftliche Frage an den Bundesverkehrsminister,

JV: an Volker Wissing gestellt,

JV: zum Thema Autobahnabfahrt Behlkopf, das ist hier eine Behelfsabfahrt bei mir

JV: im Wahlkreis, die geschlossen wurde mit dem Ergebnis,

JV: dass ganz viele Lastkraftwagen, die für eine Mülldeponie Abraum transportieren,

JV: jetzt durch Dörfer im Umland fahren, Das ist keine gute Lösung.

JV: Das war ein Thema bei mir im Wahlkampf und ich wollte direkt den Tag 1 zeigen,

JV: dass ich mich auch diesen Wahlkreisthemen sehr konsequent annehmen möchte in

JV: Berlin und habe dementsprechend von meinem Fragerecht als Abgeordneter dann

JV: sofort Gebrauch gemacht.

JV: Ja, also es ist ein Verantwortungsgefühl, das Gefühl, dass man auch gerecht

JV: werden will dem Vertrauensvorschuss, den man bekommen hat.

JV: Und gleichzeitig natürlich auch was sehr Schönes, die Möglichkeit zu haben,

JV: die nächsten vier Jahre, hoffentlich vier Jahre, wir wissen es ja,

JV: bei der letzten Bundesregierung war es ein bisschen kürzer.

Nico: Das weiß man nie so genau.

JV: Das weiß man nie so genau, aber die nächsten vier Jahre mitzugestalten,

JV: das ist ein Riesenprivileg und ich bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit habe.

Nico: Wie haben Sie denn die Stimmung so in der ersten Sitzungswoche erlebt?

Nico: Denn es war ja schon ziemlich besonders.

Nico: Also so hat es das, glaube ich, ja noch nicht gegeben, dass es da eine Grundgesetzänderung

Nico: gab und dann 500 Milliarden Sondervermögen für Infrastruktur und so.

Nico: Und dann halt auch vorher von allen Seiten, wollt ihr das wirklich jetzt noch machen und so?

Nico: Möglicherweise gab es auch Diskussionen unter den Abgeordneten,

Nico: ob das der richtige Weg ist.

Nico: Und dann aber auch sowieso die vorgezogenen Neuwahlen, die man ja eigentlich

Nico: für September gedacht hatte.

Nico: Was war das für eine Stimmung? Da waren die Leute relaxed oder war da auch schon

Nico: so ein bisschen Unsicherheit zu spüren?

JV: Also ich glaube, es ist schon so, dass wir im Moment alle, glaube ich,

JV: im Land, und das ist egal, ob man in Berlin als Abgeordneter,

JV: als Journalist oder eben als Bürger hier im Rest der Republik unterwegs ist,

JV: dass wir ganz viele Krisen gleichzeitig erleben.

JV: Wir haben eine Krise unserer wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit,

JV: gerade im globalen Vergleich.

JV: Wir haben eine enorme Bedrohung für unsere Sicherheit.

JV: Und ich glaube, viele verdrängen im Alltag, wie akut die Bedrohung durch Russland geworden ist.

JV: Polen hat jüngst angekündigt, alle wehrfähigen Männer zum Wehrübungen einzuberufen.

JV: Man hat sich überlegt, was für ein drastischer Schritt das ist,

JV: wie die dahinterliegende Gefährdungsanalyse sein muss, dass man diesen Schritt geht.

JV: Dafür entscheidet sich ja keine Regierung leichtfertig. Damit macht man sich

JV: ja nicht unbedingt beliebt.

JV: Und wir haben enorme Probleme im Bereich der inneren Sicherheit, der Migration.

JV: Aschaffenburg ist ja nur ein Beispiel gewesen von vielen, auch mit zunehmendem

JV: Islamismus und auf der anderen Seite ein Backlash durch völkisches Gedankengut

JV: und Rechtsextremismus.

JV: Und in dieser extrem schwierigen Gemengelage eine stabile Regierung zu bilden,

JV: die vermag, diese Probleme zu lösen, ist nicht einfach.

JV: Und da beneide ich keinen der Unterhändler drum, auch nicht die Kollegen von

JV: den Sozialdemokraten, die ja wiederum auch eigene Erwartungshaltungen ihrer

JV: Partei, ihrer Mitgliedschaft haben.

JV: Und in dieser Situation, ich glaube, es ist deutlich mehr Anspannung zu spüren,

JV: als es das in den vergangenen Jahren war.

JV: Ich habe jetzt den persönlichen Vergleich nicht, aber das ist das,

JV: was mir gespiegelt wird von Kollegen.

JV: Verunsicherung, Anspannung, wie es weitergeht.

Nico: Und es ist ja so, dass Sie als junger Abgeordneter in den Bundestag einziehen,

Nico: dessen Großvater auch schon lange Jahre Bundestagsabgeordneter,

Nico: auch Bundeskanzler war, Helmut Kohl.

Nico: Haben Sie so ein bisschen den Eindruck gehabt, jetzt trete ich in seine Fußstapfen

Nico: oder ist das eher so, ich mache jetzt mein Ding als Politiker und ja,

Nico: ich habe aber auch einen berühmten Großvater?

JV: Ja, eher Letzteres. Also ich habe persönlich jetzt nicht so wirklich an das

JV: Thema gedacht, außer wenn ich von Journalisten darauf angesprochen wurde.

JV: Mich treibt vor allem der Gedanke um, wie wir dafür sorgen, dass wir unsere

JV: Sicherheit und unseren Wohlstand erhalten.

JV: Also die von mir eben skizzierten Krisen, das ist was, was mich umtreibt,

JV: weil man jetzt natürlich als Abgeordneter in dem Bereich, für den man dann zuständig

JV: sein wird, das weiß ich jetzt ja noch nicht,

JV: welcher genau das ist, aber in dem kleinen Arbeitsfeld, in dem man tätig ist,

JV: einen kleinen, aber dann eben doch in diesem Bereich bedeutenden Teil Verantwortung

JV: trägt dafür, dass es besser wird in diesem Land und das ist im Moment das,

JV: was mich eigentlich umtreibt.

Nico: Das nimmt man Ihnen auch absolut ab. Für andere, die jetzt vielleicht auch Kollegen,

Nico: Sie sagen auch Journalisten, die haben dann natürlich dann direkt ihre Fragen dann parat.

Nico: Es ist natürlich trotzdem so, dass diese Fragen gestellt werden müssen.

Nico: Ich weiß auch, dass Ihnen das ein bisschen unangenehm ist, aber darüber jetzt

Nico: ausgiebig zu sprechen, aber es ist ja trotzdem, steht ja so ein bisschen im Raum.

Nico: Wie empfinden Sie das denn selber, wie Sie so wahrgenommen werden?

Nico: Werden Sie von Ihren Parteifreunden öfter darauf angesprochen? Ach!

Nico: Der Helmut Kohl, mit dem habe ich auch so die ein oder andere Geschichte erlebt

Nico: oder so. Oder ist das nicht so ein Thema?

JV: Das ist so ein Generationsding. Also in meiner Generation eigentlich gar nicht.

JV: Wir haben eine sehr coole junge Gruppe, die sich jetzt neu gebildet hat.

JV: Wir sind 18 junge Abgeordnete in der CDU-CSU-Fraktion.

Nico: Die jungen Wilden sind jetzt in Berlin. Und einige davon aus Hessen.

JV: Ja, einige Kollegen aus Hessen. und wir sind glaube ich und werden ein sehr

JV: sehr gutes Team in dieser Wahlperiode, um auch junge Interessen mit Blick auf

JV: Generationengerechtigkeit auf diese Themen zu verfolgen,

JV: es gibt natürlich persönliche Berührungspunkte zwischen meinem Großvater und

JV: vielen älteren Abgeordneten und da bekomme ich dann auch immer eine oder andere Geschichte,

JV: erzählt hast du.

Nico: Ja eine auf Lager?

JV: Hätte ich, aber das ist jetzt nicht, also das ist eine wesentliche persönliche

JV: Begegnung, die Menschen mit ihm hatten in Bonn, meistens irgendwie in der Kneipe

JV: oder in der Sauna oder sonst wo.

Nico: Wo man sich halt so trifft.

JV: Ich höre dann interessiert zu, aber ja.

Nico: Sie sind ja in der Zeit im Bundestag eingestiegen,

Nico: haben Sie auch eben schon mal angerissen, wo es wirklich brodelt,

Nico: wo man auch im Land so eine Unsicherheit,

Nico: verspürt und diese Diese vorgezogene Bundestagswahl hatte ja ganz viel auch

Nico: mit Frust zu tun über die Ampel, die ja nicht die ganze Legislatur durchgemacht hat.

Nico: Die Geschichtsschreiber werden sich weiterhin noch streiten darüber,

Nico: wer jetzt nun schuld war.

Nico: SPD, Grüne oder FDP oder alle.

Nico: Und an dem Bruch der Koalition und warum es jetzt nicht weitergehen konnte.

Nico: Aber der Frust war trotzdem einfach sehr tief über die vergangene Legislaturperiode

Nico: und die Ampelkoalition.

Nico: Und jeder hat da seine persönlichen Gründe. Bei dem einen ist es die wirtschaftliche

Nico: Geschichte, bei dem anderen sind es Fragen der Migration.

Nico: Und man hat auch irgendwie gemerkt, das passt nicht so ganz zusammen.

Nico: Aber es sind drei parteien der einigermaßen politischen mitte bei.

Nico: Aus der CDU kommt manchmal Bemerkung, ob die Grünen wirklich zur Mitte gehören,

Nico: aber das kann man ja auch so oder so sehen.

Nico: Auf jeden Fall sind wir uns im Klaren, das sind keine radikalen Parteien und

Nico: die gehören zum politischen Establishment mittlerweile.

Nico: Das sind ja auch nicht mehr die Grünen der 80er Jahre, sondern die staatstragenden

Nico: Politiker aus diesen Parteien, die heute auch Verantwortung übernehmen.

Nico: Und es hat nicht geklappt und irgendwie hat man so ein bisschen den Eindruck,

Nico: das politische System hat auch irgendwie versagt.

Nico: Wenn jetzt da die mittigen Parteien nicht zueinander kommen,

Nico: deswegen heißt es jetzt auch überall,

Nico: jetzt ist die letzte Chance, denn wenn die CDU und die CSU es mit der SPD nicht

Nico: schaffen, die Probleme zu lösen,

Nico: dann hat man sozusagen alle Möglichkeiten einmal durchgespielt,

Nico: könnte man jetzt sagen, und dann probieren wir es doch mit der AfD.

Nico: Und erste Bewegungen zeigen das ja auch schon, dass die AfD davon profitiert,

Nico: von der aktuellen Entwicklung.

Nico: Und auch in der CDU brodelt es, wenn man sich so in der Basis ein bisschen umhört.

Nico: Da kann man wirklich nicht davon reden, dass die Leute jetzt sagen.

Nico: Friedrich Merz ist genau der, der nach der Wahl, wie er vorher der Wahl war.

Nico: Christian Lindner hat ja sogar gesagt, in seiner letzten Rede war es,

Nico: glaube ich, in Richtung Friedrich Merz, wer sind Sie eigentlich und was haben

Nico: Sie mit Friedrich Merz gemacht?

Nico: Auch Sie haben ja Wahlkampf für Merz gemacht und jetzt hakelt es Vorwürfe,

Nico: Merz habe sein Wort gebrochen.

Nico: Statt drastischer Einsparungen soll es nur neue Schulden geben in extremer Höhe.

Nico: Lockerung der Schuldenbremse und auch das 500 Milliarden Sondervermögen für die Infrastruktur.

Nico: Viele verstehen die Welt nicht mehr. Können Sie das nachvollziehen?

JV: Ja, also ich habe im Wahlkampf einen Politikwechsel gemacht.

JV: Und ein Politikwechsel bedeutet vor allem voran eine Wirtschaftswende und eine

JV: Migrationswende und angesichts der weltpolitischen Lage, dass unser Land wieder

JV: verteidigungsfähig wird. Das sind für mich die drei akuten Prioritäten.

JV: Es ist richtig und ich glaube auch nach wie vor daran, dass die Schuldenbremse

JV: erstens notwendig ist und zweitens wir sie jetzt modifizieren.

JV: Und vielen Wählern nicht ganz klar ist, hey, warum macht ihr das jetzt nach

JV: der Wahl, wenn ihr vor der Wahl was anderes gesagt habt und das wird von einigen

JV: als Wortbruch verstanden.

JV: Man muss ganz ehrlich sagen, ich glaube, wir müssen uns dahingehend ehrlich

JV: machen, dass wir die Verteidigungsausgaben, die wir nur brauchen,

JV: gerade angesichts der Tatsache, dass die Vereinigten Staaten sich jetzt nun,

JV: anders als wir es gehofft haben, auch vor der Wahl gehofft haben,

JV: absehbar deutlich weniger in Europa für unsere Sicherheit und deutlich weniger

JV: verlässlich vor allem für Europas Sicherheit engagieren können.

JV: Dass wir in unsere Bundeswehr investieren müssen. Und zwar nicht wenig, sondern viel.

JV: Und ich glaube, das Infrastruktur-Sondervermögen lässt sich einfach dadurch

JV: erklären, dass es nur dadurch politische Zustimmungsfähigkeit dafür gegeben wird.

JV: Ich bin kein Fan von diesem Sondervermögen, aber ich bin bereit,

JV: es als Kompromiss mitzutragen, wenn ich im Gegenzug dafür eine verteidigungsfähige Bundeswehr bekomme.

JV: Bei dem Sondervermögen ist, glaube ich, wichtig, zwei Dinge zu beachten,

JV: die in der öffentlichen Debatte im Moment untergehen. Das eine ist,

JV: damit hat der Gesetzgeber ja nur einen Möglichkeitsraum geschaffen.

JV: Wie der ausgeschöpft wird, entscheidet das Errichtungsgesetz und die künftigen

JV: Haushaltsgesetze. Also die 500 Milliarden sind noch kein Kredit,

JV: sondern es ist nur eine Kreditermächtigung, die aufgenommen werden kann.

JV: Und da muss klar sein, und an dem Punkt bin ich den Grünen sogar sehr dankbar

JV: für das Wort zusätzliche Investitionen, dass es nicht zu einem Verschiebebahnhof

JV: kommen darf, dass Gelder, die im Kernhaushalt für Investitionen bisher vorgesehen waren.

JV: Ins Sondervermögen verschoben werden, um dann im Kernhaushalt noch mehr Geld

JV: für aufgeblähte Verwaltung, Sozialstaat etc.

JV: Aufzugeben, sondern dieser Spardruck, von dem wir immer im Wahlkampf gesprochen

JV: haben, wo wir gesagt haben, der deutsche Staat hat kein Einnahmeproblem,

JV: sondern Ausgabenprobleme, ein Priorisierungsproblem bei den Ausgaben,

JV: Stichwort Bürgergeld, Stichwort Migrationsausgaben,

JV: dass der aufrecht bleibt auf den Kernhaushalt, weil das Sondervermögen eben

JV: nicht als Entlastung für den Kernhaushalt genutzt werden kann,

JV: sondern dass es dort wirklich nur um zusätzliche Investitionen in Infrastruktur geht.

JV: Und dann kann daraus sogar etwas werden, was Generationengerechtigkeit nicht

JV: beschädigt, sondern nachhaltig stützt.

JV: Wir leben seit 20 Jahren in Deutschland aus der Substanz unserer Infrastruktur.

JV: Wir schreiben jedes Jahr mehr ab, als wir investieren.

JV: Das bedeutet nichts anderes, als dass wir das Bundesvermögen aufzehren.

JV: Auch das ist nicht generationengerecht.

JV: Das ist ja nichts anderes als eine Verschuldung, nur verdeckt.

Nico: Also ein bisschen so, wie wenn man ein Haus vielleicht hat und macht dann 20

Nico: Jahre lang nichts daran und es bröselt so langsam vor sich hin.

Nico: Und am Ende wundert man sich, dass man 150.000 Euro investieren muss.

Nico: Und man hätte vielleicht einfach jedes Jahr ein paar Tausend reinstecken sollen.

JV: Oder man hat eben eine Brücke über die Elbe und die stützt dann irgendwann zusammen.

JV: Und das ist nur ein drastisches Beispiel, aber nehmen wir mal hier die Bundesautobahn

JV: 45, die durch meinen Wahlkreis geht.

JV: Dort sind alle Brücken sanierungsbedürftig. Also alle, jede einzelne.

JV: Und ein Großteil von denen muss abgerissen und neu gebaut werden.

JV: Und auch das ist, glaube ich, etwas, was man sich vor Augen führen muss,

JV: wenn wir über die kommenden Jahre sprechen,

JV: dass wir da eine enorme finanzielle Aufgabe haben, die wir wahrscheinlich nur

JV: gestemmt bekommen über Kreditermächtigung.

JV: Deswegen kann ich mit diesem Sondervermögen

JV: am Ende leben, wenn es richtig implementiert wird, handwerklich.

JV: Was eben nicht passieren darf, ist einerseits der Verschiebebahnhof,

JV: andererseits brauchen wir einen klaren Tilgungsplan.

JV: Wenn wir den nicht haben, besteht nämlich die Gefahr, dass wir das Geld jetzt

JV: ausgeben und in 20 Jahren, wenn dann das Verkehrsbauwerk wieder sanierungsbedürftig

JV: ist, die Schulden immer noch da sind, weil sie nicht zurückgezahlt wurden.

JV: Und wir haben dank der Schuldenbremse ja die vergleichsweise bequeme Situation,

JV: dass wir diesen haushalterischen Spielraum noch haben. Also wir waren 2010 bei

JV: über 80% Staatsverschuldung und Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts.

JV: Jetzt sind wir auf 60% runter und mit dem Sondervermögen kommen wir wieder in die 80er.

Nico: Und eigentlich erlaubt sind ja nur 60% laut den Maastricht-Kriterien,

Nico: die zur Einführung des Euro galten.

JV: Aber Frankreich zum Beispiel nähert sich, Großbritannien ist bei 90,

JV: Frankreich ist bei 100, die USA sind bei 120, Japan ist deutlich in den 200ern.

JV: Also verglichen mit anderen G7-Staaten stehen wir bei der Staatsverschuldung

JV: im Moment sehr gut und solide da.

JV: Das gibt uns natürlich eine besondere Verantwortung, weil wir im europäischen

JV: Vergleich Ankerinvestor bzw.

JV: Ankerkreditor für die Europäische Zone sind. Also wir dürfen uns auch weniger

JV: leisten als andere, weil wenn wir ins Rutschen kommen, kommt unsere Gemeinschaftsfährung

JV: ins Rutschen. Das sieht man auch, wenn unsere Zinsen sich verändern.

JV: Also wenn wir husten, dann bekommen viele in Südeuropa finanziell gleich eine Erkältung.

JV: Deswegen müssen wir mit dieser Verantwortung sorgsam umgehen.

JV: Und wir müssen auch darauf achten, dass künftige Zinszahlungen nicht uns den

JV: Haushaltsspielraum kaputt machen. Also es ist heute schon so,

JV: dass wir über 30 Milliarden im Jahr ausgeben für Zinszahlungen.

JV: Das sind alles Faktoren, die dort reinzählen. Deswegen, wie gesagt,

JV: das Sondervermögen ist für mich keine christdemokratische Idee,

JV: aber es ist eine Idee, die Christdemokraten als Kompromiss mittragen können,

JV: um Deutschland wieder verteidigungsfähig zu machen.

Nico: Jetzt war es ja auch so ein bisschen dem Zeitpunkt, also man hätte ja auch sagen können,

Nico: wir verhandeln jetzt in Ruhe den Koalitionsvertrag aus und am Ende steht dann

Nico: unter anderem ein Sondervermögen und Lockerung der Schuldenbremse und ein hartes

Nico: Migrationspaket und ein Wirtschaftsreformprogramm und Steuerreform und was weiß

Nico: ich, also so ein Gesamtpaket.

Nico: Jetzt lag es ja auch ein bisschen daran, dass man nicht mehr die alten Mehrheiten

Nico: danach dann gehabt hätte,

Nico: dass man sie noch nutzen musste, um diese beiden Punkte durchzubringen,

Nico: um das Grundgesetz zu ändern und dann eben auch dieses doch sehr hohe Sondervermögen,

Nico: also die Sonderschulden quasi dann aufnehmen zu können.

Nico: Und jetzt sagen dann doch viele, jetzt muss aber dann auch die,

Nico: und das wurde so interpretiert, dass im Prinzip die CDU Zugeständnisse an die

Nico: SPD gemacht hat, weil es ja Forderungen der SPD waren.

Nico: Was müsste passieren, damit ihre Wähler zufrieden sind oder dass sie dann wirklich

Nico: guten Gewissens auch sagen können, nee, wir haben jetzt geliefert,

Nico: es gibt eine echte Migrationswende und eine echte Wirtschaftswende.

Nico: Da müsste die SPD doch in anderen Punkten noch deutlicher auf die CDU zugehen.

JV: Das ist auch immer eine klare Erwartungshaltung, die wir als junge Gruppe klar formuliert haben.

JV: Die SPD ist in der Pflicht, in der Verantwortung zu erkennen,

JV: wie diese Wahlen ausgegangen sind und dass ihr bisheriger Kurs in der Migrationspolitik

JV: in Deutschland abgewählt wurde und auch der bisherige wirtschaftspolitische

JV: Kurs von Robert Habeck und Olaf Scholz abgewählt wurde.

JV: Man kann nicht auf Dauer Politik in diesen Kernfragen gegen die Mehrheit des Landes machen.

JV: Und dementsprechend bedeutet das, dass wir den Fünf-Punkte-Plan von Friedrich

JV: Merz als seinen ersten Schritt zur Migrationswende mit Zurückweisungen sofort umsetzen müssen.

JV: Dass wir bei den Unternehmenssteuern und bei den Einkommenssteuern entlasten

JV: statt weiter belasten müssen.

JV: Das sind für mich ganz, ganz klare Schritte. Aus junger Perspektive gehört für

JV: mich auch die Frage der Rentenreform dazu.

JV: Ich finde es schlicht und ergreifend unfair, dass wir von Wahlperiode zu Wahlperiode

JV: dieses Problem aufschieben, obwohl wir wissen, dass Rechnerisches nicht aufgeht,

JV: einfach mit der Demografie, die wir haben.

JV: Mein Geburtenjahrgang 1996 ist etwas mehr als halb so groß wie der geburtenstarkste

JV: Jahrgang, den wir in der Nachkriegszeit hatten, der Jahrgang 1964.

JV: Wenn der in den 2030er Jahren in Rente geht, dann haben wir schlicht und ergreifend

JV: ein rechnerisches Problem, wie wir ein umlagefinanziertes Rentensystem auf Dauer stemmen wollen.

JV: Und das sind Themen, die sich die kommende Bundesregierung auf die Fahnen schreiben

JV: muss, wenn sie wirklich eine Modernisierung, eine Reformkoalition sein will

JV: und damit das Vertrauen auch der Wähler wieder zurückgewinnen will.

JV: Weil Sie haben ja eingangs gesagt, die Frage, was steht hier auf dem Spiel?

JV: Es ist viel mehr, was auf dem Spiel steht, als die Frage, wird Friedrich Merz

JV: Kanzler, wird die Union beim nächsten Mal wiedergewählt?

JV: Es steht auf dem Spiel, das Vertrauen

JV: der Menschen in die Problemlösungsfähigkeit der Parteien der Mitte.

JV: Und dafür haben wir nur noch diese eine Chance. Nach 16 Jahren Merkel und nach

JV: der Ampel-Koalition haben unsere Wähler in vielen Fragen, Migration,

JV: Sicherheit, Wirtschaft, das Vertrauen in unsere Problemlösungsfähigkeit verloren.

JV: Und da ist in der Tat die Entscheidung mit dem Sondervermögen,

JV: das als erstes zu machen, nicht im zweiten Schritt, finde ich nachvollziehbar

JV: aufgrund der politischen Rahmenbedingungen, auch aufgrund der Dringlichkeit mit Blick auf Trump.

JV: Aber es ist natürlich eine Hypothek für diese Glaubwürdigkeit.

JV: Man geht auf Kredit in der Glaubwürdigkeit gegenüber den Wählern.

JV: Manche verlieren jetzt eben schon das Vertrauen, sie haben es angesprochen,

JV: die Stimmung ist nicht gut.

JV: Aber ich würde da einfach dafür werben, dass die Leute, die uns dieses Mal die Stimme gegeben haben,

JV: weiterhin daran glauben und warten auf das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen

JV: und der ersten 100 Regierungstage einer neuen CDU-geführten Bundesregierung,

JV: dass wir es auch ernst meinen mit dem Politikwechsel.

JV: Solange wir noch nicht im Amt sind, solange wir noch nicht Mehrheiten haben,

JV: um etwas zu verändern, ist es, finde ich, schwierig zu sagen,

JV: die schaffen es doch eh nicht.

JV: Also diese Negativspirale, die entsteht, dieser Zynismus, dieser Vertrauensverlust,

JV: dieses alles geht den Bach runter und deswegen wählen wir jetzt radikal.

JV: Das halte ich für keine gesunde Entwicklung, weil sie denen,

JV: die ernsthaft in der Politik darum bemüht sind, dass sich etwas konstruktiv

JV: verändert, von denen Dutzende mit mir in dieser neuen Wahlperiode in den Bundestag

JV: gewählt wurden, den Weg versperrt, wirklich etwas zu verändern.

Nico: Wenn Sie dann jetzt so in der hessischen Landesgruppe sitzen,

Nico: im Bundestag auf Ihrem neuen Stuhl, da gibt es ja dann immer die Bilder,

Nico: wie dann die Tische abgeschraubt werden und neue hingeschraubt werden und so.

Nico: Und die von der FDP sind ja jetzt ganz weg. Und der Block ganz rechts ist sehr

Nico: groß geworden, von Ihnen aus gesehen links, AfD.

Nico: Wenn Sie da rüberschauen zu

Nico: den Abgeordneten der AfD, was gehen die dann für Gedanken im Kopf herum?

JV: Also bei der konstituierenden Sitzung war ich ehrlicherweise ziemlich erschrocken

JV: darüber, wie sich die Kollegen von der AfD verhalten haben.

JV: Also ich bin es gewohnt aus Kreistagen, aus anderen Parlamenten,

JV: in denen ich vorher war, dass man mal hier und da einen Zwischenruf bringt.

Nico: Sie waren doch auch Parlamentspräsident, ne?

JV: Ich bin Vorsitzender des Kreistags.

Nico: Immer noch, okay. Genau.

JV: Aber das Maß an Feixen, an Pöbeln, an Versuche, das Parlament und Parlamentarier

JV: verächtlich zu machen von den Kollegen der AfD...

JV: Hat mich erschrocken. Das habe ich auch in diesem Ausmaß nicht erwartet.

JV: Also man merkt, dass die AfD des Jahres 2025 nicht die AfD eines Professor Lukas

JV: ist, sowohl im Habitus als auch in den Inhalten.

JV: Und das macht es eben auch zunehmend schwer, also selbst dort,

JV: wo man inhaltliche Schnittmengen hat, wo man sagt, jawohl, in der Analyse zum

JV: Beispiel der Frage, was ist schiefgelaufen in der Vergangenheit bei Migrationsfragen,

JV: wo man vielleicht sagt, jawohl, da liegen die nicht falsch.

JV: Macht es eben trotzdem unüberbrückbar, Wenn man dann Leute dort sitzen hat,

JV: die offen mit Russland sympathisieren,

JV: die offen völkische Menschenbilder an den Tag legen, die irgendwie johlen,

JV: wenn der Alterspräsident über sein Impfverhalten spricht, wo ich mich frage, also was soll das?

JV: Das sind so Momente, die mich wirklich befremden, auch im zwischenmenschlichen Umgang.

JV: Ich glaube, da ist in der Vergangenheit sicherlich auch dadurch,

JV: dass man die AfD häufig sehr pauschal verunglimpft hat als Rechtsradikal,

JV: da nicht differenzierter zwischen Einzelnen, bei einigen ist so ein bisschen

JV: die Jalousie runtergegangen. Da haben wir gesagt, gut, dann sind wir jetzt halt so.

JV: Also ich glaube, man darf da auch nicht den Fehler machen, den Weg abzuschneiden

JV: in die Satisfationsfähigkeit, die darum bemüht sind, Extremisten in der eigenen Partei auszugrenzen.

JV: Aber ein Großteil dieser Fraktion, fürchte ich, ist eben dabei,

JV: Leuten wie Höcke und anderen hinterherzulaufen.

JV: Und deswegen gibt es für mich dort keine Vereinbarkeit, sondern im Gegenteil,

JV: diese Partei bleibt politischer Gegner und kann kein politischer Partner sein.

Nico: Was sagen Sie Leuten, die sagen, ja gut, aber dann in der Migrationsfrage,

Nico: seid ihr euch doch viel einiger mit der AfD, dann macht doch wenigstens mit

Nico: denen mal so eine Abstimmung.

Nico: Also ich rede jetzt mal ganz unabhängig von politischen Zwängen,

Nico: die es ja auch gibt, aber das fragen Leute ja auch.

Nico: Wenn die SPD euch so über den Tisch zieht, dann macht doch eine Minderheitsregierung

Nico: mit wechselnden Mehrheiten.

Nico: Mal sucht ihr euch eine Mehrheit mit der SPD und den Grünen,

Nico: mal sucht ihr euch eine Mehrheit mit der AfD und so.

Nico: Bekommen Sie solche Äußerungen?

JV: Ja klar, also viele, gerade im medialen Bereich, gibt es ja einige,

JV: die eine Minderheitsregierung offen fordern.

JV: Ich glaube, das ist nicht ganz zu Ende gedacht.

JV: Man kann Politik nicht so ein bisschen nach Rosinenpickerei betreiben,

JV: nach dem Motto, dann machen wir mal hier eine Mehrheit mit der AfD,

JV: hier eine Mehrheit mit der SPD.

JV: Sondern wir brauchen ja schon stabile Verhältnisse, wenn es um Projekte geht,

JV: die nur als Gesamtverhältnisse Mehrheit zu denken sind, konkret der Haushalt.

JV: Also das Wichtigste, was der Deutsche Bundestag jedes Jahr beschließt,

JV: ist ein Bundeshaushalt, der besteht über 400 Milliarden.

JV: Also wo fließt unser Steuergeld hin?

Nico: Und noch was, was nicht unser Steuergeld, was wir uns noch leihen.

JV: Und jeder Haushalt ist ein Kompromiss in der Koalition. Weil es gibt manche

JV: Parteien, die verzichten eben auf Mehrausgaben in einem Bereich, den sie gerne hätten.

JV: Und dafür kriegt dann eine andere Partei dort etwas mehr und so kann man etwas zusammenschnüren.

JV: Anders als bei Einzelgesetzen kann ich einen Haushalt mit Minderheitsregierungen

JV: auf Dauer nur sehr, sehr schwierig stabil aufstellen.

JV: Das mag landespolitisch noch eher gehen, weil da die Summen kleiner sind,

JV: auch die Aufgabenbereiche kleiner sind, aber bundespolitisch wird die Versuchung für die AfD,

JV: uns als Geisel zu nehmen, ihrer Politik, wenn es um Haushaltsgesetzgebung geht,

JV: so groß sein, dass sie das auch nur machen werden.

JV: Und die Sozialdemokraten, kann ich mir kaum vorstellen, würden dann bereitstehen

JV: als Notanker, um dann irgendwie noch einen Haushalt zu verabschieden.

JV: Also es ist glaube ich, abgesehen von den ganz prinzipiellen Erwägungen,

JV: die ich vorhin schon andiskutiert habe, dass man mit einer Partei,

JV: die mit Russland und Putin offen kuschelt,

JV: die anti-europäisch in ihrer DNA ist, die eben Rechtsradikale wie Herrn Höcke

JV: in ihren eigenen Reihen duldet,

JV: dass man mit denen aufs Prinzip nicht zusammenarbeiten kann,

JV: daneben stehen aber eben auch praktische Erwägungen, dass ich glaube es ist

JV: handwerklich unklug ist, diesen Strategie zu tun.

Nico: Wenn man sich so auf sein Bundestagsmandat vorbereitet und dann auch im Wahlkampf

Nico: dann sich positioniert, dann hat man sich wahrscheinlich vorher schon überlegt,

Nico: in welche Fachrichtung man mal gehen will.

Nico: Also ich weiß nicht, ob Sie China-Beauftragter werden wollen.

Nico: Sie haben ja in China studiert und Sie haben ja beim letzten Mal auch dann glaubhaft

Nico: versichert, dass wir das Interview auch chinesisch fortführen könnten,

Nico: zumindest von Ihrer Seite her.

Nico: Was ist denn so Ihr Bereich, wo Sie jetzt auch gerne reingehen würden,

Nico: auch in welchen Ausschuss zum Beispiel?

JV: Ich habe da ein Thema angesprochen, was mich sehr interessiert,

JV: nämlich das Thema EU-China-Beziehungen, Deutschland-China-Beziehungen.

JV: Die Ausschüsse werden zugeteilt nach der Regierungsbildung, weil der Zuschnitt

JV: der Ausschüsse abhängig ist vom Zuschnitt der Ministerien.

JV: Beispiel des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit hieß jetzt die letzte Wahlperiode

JV: Wirtschaft und Klimaschutz, Arbeit ist rübergegangen in Soziales und daran hängt

JV: so ein bisschen die Aufteilung zwischen den Ressorts und den Ausschüssen.

JV: Wir können Interesse anmelden als neu gewählte Abgeordnete, also Präferenzen,

JV: erste, zweite, dritte Präferenz und da habe ich die Themen Auswärtiges Europa

JV: als Präferenzen angegeben.

JV: Was davon Wirklichkeit wird.

JV: Das muss man dann im zweiten Schritt sehen.

JV: Als neu gewählter Abgeordneter hat man da ein bisschen sich hinten anzustellen.

JV: Es gilt das Senioritätsprinzip und es gibt dann eine Runde zwischen den Vorsitzenden

JV: der verschiedenen Landesgruppen.

JV: Also die CDU Hessen hat 15 Abgeordnete in der neuen Wahlperiode und denen steht

JV: vor der Kollege Michael Brandt aus Fulda und der verhandelt dann für uns,

JV: für die Hessen quasi die hessischen Plätze innerhalb der CDU,

JV: CSU, Bundestagsfraktion und da muss ich mal schauen, was quasi am Ende wirklich

JV: möglich ist, aber meine Hoffnung wäre im Bereich Außenpolitik.

Nico: Sind wir mal gespannt und bleiben beim Thema Außenpolitik. Sie haben das eben

Nico: auch schon gesagt, die Sicherheitslage in Europa hat sich drastisch verschärft

Nico: und bei der Schuldenbremse,

Nico: bei der Lockerung der Schuldenbremse ist es ja so, dass es nur die Verteidigungsausgaben betroffen hat.

Nico: Das heißt, um es nochmal runterzubrechen, damit es auch jeder versteht,

Nico: alles was über ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes geht, was Verteidigungsausgaben

Nico: angeht, sind von der Schuldenbremse ausgenommen.

Nico: Das bedeutet, die ein Prozent, die werden dann noch im Haushalt dann verzeichnet und dann eingepriesen.

Nico: Und was darüber hinausgeht, da gibt es theoretisch keine Grenze oder keine starre Grenze,

Nico: die wird dann quasi verhandelt von dem, der dann entscheidet,

Nico: am Ende der Finanzminister und der Bundeskanzler.

Nico: Warum ist Ihnen das so wichtig, dass Deutschland da wieder ganz neu umdenkt?

Nico: Denn es ist ja nochmal eine Zeitenwende nach der Zeitenwende eigentlich, was wir jetzt erleben.

JV: Ja, das ist die Einlösung der Zeitenwende, die in den letzten drei Jahren angekündigt

JV: aber nicht durchgeführt wurde.

JV: Ich glaube, man muss ausgehen von einer Gefährdungsanalyse.

JV: Warum brauchen wir eine Bundeswehr, warum brauchen wir eine europäische Verteidigungsgemeinschaft?

JV: Und die Antwort ist, weil wir bedroht werden, in allen voran durch Russland

JV: und den russischen Imperialismus, der unser Bündnisgebiet militärisch bedroht.

JV: Und wir sind heute nicht in der Lage, uns selbst zu verteidigen.

JV: Wenn Russland die hunderttausenden Soldaten, die es in der Ukraine hat.

JV: Morgen nutzen kann, zum Beispiel nach einem Waffenstillstandsankommen,

JV: um zum Beispiel in Estland oder in Lettland unter ähnlich hanebüchenen Begründungen,

JV: wie man die Invasion der Ukraine begründet hat.

JV: Also zum Beispiel zum Schutz der russischen Minderheiten oder andere Dinge,

JV: die man gerne aus Moskau dann so erzählt, also um die russische Bevölkerung

JV: heim ins Reich zu holen in Lettland oder in Estland,

JV: dort interveniert und diese Länder angreift, unsere Bündnispartner angreift,

JV: ist die Frage, die wir uns heute stellen müssen, sind wir in der Lage,

JV: diese Länder zu verteidigen.

JV: Und wir und Putin beide wissen, dass wir Europäer das heute ohne Unterstützung

JV: der Amerikaner dauerhaft vermutlich nicht können.

JV: Dadurch sind diese Länder ja erst gefährdet. Es gibt diesen schönen Satz,

JV: wir möchten uns verteidigen können, damit wir uns nicht verteidigen müssen.

JV: Im Kalten Krieg hatten wir eine funktionsfähige Bundeswehr.

JV: Wir hatten hunderttausende verbündete Truppen auf deutschem,

JV: westdeutschem Gebiet stationiert und hatten einen funktionierenden atomaren Schutzschirm.

JV: Und das hat zusammen sehr klar gereicht, um der Sowjetunion deutlich zu machen,

JV: es lohnt sich nicht, uns anzugreifen, weil wir uns verteidigen können und weil

JV: das in der gegenseitigen Zerstörung ändert.

JV: Und damit ist die Möglichkeit der Nutzung von Gewalt zur Lösung politischer

JV: Streitigkeiten vorgebaut.

JV: Das ist mittlerweile leider mit Blick auf unsere Ostflanke nicht mehr der Fall.

JV: Wenn die Vereinigten Staaten ausfallen als verlässlicher Bündnispartner.

JV: Sind wir insbesondere als größtes Land der Europäischen Union eben einer besonderen

JV: Verantwortung, den Schutz für die Balken und für die Polen sicherzustellen.

JV: Und damit wir das können, müssen wir investieren.

Nico: Das Beispiel, was ja immer kommt von Sicherheitsexperten ist,

Nico: dass dann die Russen mal testen, wie es dann mit unserer Bündnisfähigkeit Artikel

Nico: 5 NATO-Vertrag denn so aussieht.

Nico: Also, dass man die Beistandspflicht, dass man dann auch zur Verteidigung aufgerufen

Nico: wird als gesamte NATO, wenn NATO-Gebiet angegriffen wird.

Nico: Was ist denn, wenn da so ein kleines Städtchen mal, so ein paar Nadelstichen

Nico: mal so ein bisschen angegriffen würde, wenn es damit begrenzte Militäraktionen

Nico: gibt und so, würden wir dann es riskieren, als NATO mit Russland in einen...

Nico: Krieg einzutreten, auch wenn er natürlich immer verhältnismäßig ist.

Nico: Das heißt, wenn die dann mit 100 Soldaten einmarschieren, heißt das nicht,

Nico: dass wir dann mit unseren Panzern Richtung Moskau rollen,

Nico: sondern dass die dann eben zurückgetrieben würden, um die territoriale Integrität

Nico: wiederherzustellen, damit dann der Angriff abgewehrt würde.

Nico: Aber das ist ja immer so das Szenario, was ja nicht unrealistisch ist,

Nico: dass die Russen es mal probieren.

Nico: Was glauben Sie aktuell, was würde dann passieren, weil die Amerikaner ja keine

Nico: Hoffnung uns machen, dann uns weiter beizustehen?

JV: Naja, also wir haben die NATO und wir haben nach wie vor auch seitens der Vereinigten

JV: Staaten die Zusage, dass sie bereit sind, uns zu verteidigen.

JV: Die Frage ist eben, wie belastbar diese Zusage ist und das weiß ich so wenig wie jeder andere heute.

JV: Das weiß, glaube ich, am Ende nur der oberste Kommandierende des amerikanischen

JV: Militärs, der amerikanische Präsident selbst.

JV: Meine Antwort ist eine andere, meine Antwort ist, sollten wir als Europäer uns

JV: in diese Situation der Abhängigkeit begeben?

JV: Oder wäre es nicht klüger, dass wir für unsere eigene Sicherheit selbst sorgen?

JV: Also der polnische Außenminister Sikorski hat das, finde ich,

JV: sehr treffend formuliert.

JV: Wieso sollten 500 Millionen Europäer, 300 Millionen Amerikaner bitten,

JV: sie vor 140 Millionen Russen zu schützen?

JV: Wir sind als Europäer gemeinsam die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

JV: Und wir können selbstverständlich, wenn wir wollen, für unsere eigene Sicherheit sorgen.

JV: Es ist eine Frage des politischen Willens und der politischen Ressourcenverwendung.

JV: Das geht ja miteinander einher.

JV: Wenn ich bereit bin, in die europäische Verteidigungsfähigkeit strukturell zu

JV: investieren, in unsere rüstungsindustriellen Kapazitäten, dann kann ich auch

JV: entsprechend Ressourcen vorhalten, die dafür sorgen, dass wir uns selbst verteidigen können.

JV: Wenn ich das nicht bereit bin, und wir waren es die letzten Jahrzehnte nicht,

JV: weil ich glaube, dass am Ende Washington als Feuerwehr dafür sorgt,

JV: dass Brände gelöscht werden, wenn sie entstehen, dann nicht.

JV: Und dieses Dilemma müssen wir durchbrechen und da müssen wir erwachsen werden.

JV: Wir müssen sagen, wir sind bereit, als Europäer für unsere eigene Sicherheit

JV: Verantwortung zu übernehmen.

Nico: Gleichzeitig gibt es ja Stimmen auch in der CDU, die das ganz anders sehen.

Nico: Aus Sachsen vom Ministerpräsidenten hört man dann wirklich so Entspannungsanzeichen

Nico: und dann irgendwie doch auch Verständnis für die Lage und so.

Nico: Und dann auch von verschiedenen Leuten dann die Forderung danach doch auch bald

Nico: wieder wirtschaftliche Beziehungen aufzubauen mit Russland und vielleicht auch

Nico: Nord Stream wieder zu aktivieren. Was sagen Sie dazu?

JV: Ich halte das für ein Selbstgespräch. Russland führt gerade Krieg.

JV: Jeden Tag werden ukrainische Städte zerstört, ukrainische Zivilisten sterben,

JV: ukrainische Soldaten sterben seit über drei Jahren.

JV: Der russische Raketenterror gegen europäische Städte in der Ukraine nimmt nicht

JV: ab, im Gegenteil, er nimmt zu.

JV: Und ich kann nicht erkennen, wie man in dieser Situation ernsthaft darüber diskutieren

JV: mag, irgendwie mit diesem Land Wirtschaftsbeziehungen wieder aufnehmen zu wollen.

JV: Und das auf einen schönen, fairen Tag, an dem wieder Frieden herrscht,

JV: zu datieren, schafft nichts anderes als eine falsche Hoffnung.

JV: Russland hat in der Vergangenheit Energie als Waffe gegen Europa eingesetzt.

JV: Es hat die Abhängigkeit, in der wir uns begeben haben, vor der uns alle unsere

JV: europäischen Nachbarn bei Nord Stream gewarnt haben, genutzt.

Nico: Und Donald Trump.

JV: Genau. Und auch die Amerikaner, nicht nur Trump, auch Obama.

JV: Wir wurden davor gewarnt, wir haben uns darauf eingelassen und wir wurden damit erpresst.

JV: Und als Antwort darauf zu sagen, machen wir nochmal, dafür fehlt mir so ein

JV: bisschen das Verständnis.

Nico: Cut.

Nico: Also nicht in der Aufnahme, aber thematisch jetzt mal wirklich einen ganz krassen Cut.

Nico: Also von Krieg und Frieden und Verteidigung nochmal zurück zum Gottesdienst.

JV: Okay, ja.

Nico: Sie als christlicher Politiker haben, wie einige andere auch,

Nico: die Legislaturperiode begonnen mit dem Gottesdienst.

Nico: Und sie selber haben ja auch ihre eigene Geschichte mit dem Glauben und können

Nico: sie vielleicht einfach mal erzählen, wie es dazu gekommen ist,

Nico: dass sie heute sagen, ich bin Christ.

JV: Ja, ich bin kulturchristlich sozialisiert worden, also man geht Weihnachten

JV: in die Kirche und dann gab es so verschiedene auslösende Faktoren.

JV: Es gab meinen Konfirmandenunterricht und eine sehr, sehr tolle Jugendgruppe

JV: bei mir, beim CVJM, vor Ort in meiner Kirchengemeinde, in meiner Heimat.

JV: Und dann war ich für ein Auslandshalbjahr in Kanada an der Oberstufe und bin

JV: dort in der Calvary Chapel gegangen.

JV: Und diese Zeit war für mich sehr prägend,

JV: weil ich da einen ganz neuen Zugang zum Glauben, einen sehr lebendigen Zugang

JV: zum Glauben gefunden habe und mich damals entschieden habe, dass ich gerne mein

JV: Leben darauf bauen möchte,

JV: auf eine schrifttreuen Auslegung der Bibel und auf einer lebendigen Beziehung

JV: im Glauben zu Gott und das ist was,

JV: was Mein Glaubensleben seitdem Höhen und Tiefen erlebt hat.

JV: Ich glaube, ich bin weit weg davon, irgendwie ein Modellchrist zu sein,

JV: wenn es das überhaupt gibt,

JV: sondern immer wieder jemand, der mit auch so Themen wie Glaubensdisziplin regelmäßig

JV: in den Gottesdienst zu gehen und solchen Themen seinen Kampf hat,

JV: aber für den es nichtsdestotrotz ein unverzichtbarer Teil seines eigenen Lebens ist.

Nico: Und was macht das für Sie jetzt auch in der Politik, wo es ja dann doch auch

Nico: darum geht, dass man sich eben sein Netzwerk aufbaut, dass man auch mal sich durchsetzen muss.

Nico: Es soll ja auch Intrigen geben in der Politik, habe ich mal gehört.

Nico: Wie gehen Sie so als Christ damit um?

JV: Also, ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass wir als Christen im politischen

JV: Bereich erstens uns sehr bewusst ist, dass die Bibel kein Parteiprogramm ist.

JV: Es gibt gläubige Christen in eigentlich allen Parteien und ich warne immer davor, aus dem.

JV: Aus Glaubensüberzeugung ein Parteiprogramm abzuleiten. Also es gibt natürlich

JV: sehr klare Linien mit Blick auf die Menschenwürde, also auf eine Abgrenzung

JV: zu Lebenswertgedanken, wie wir sie im 20.

JV: Jahrhundert hatten, die Vorstellung des Menschen, weil sie unterschiedlicher

JV: Herkunft oder mit Behinderung geboren sind, weniger wert sind als andere.

JV: Das sind Dinge, die für mich der christliche Glauben ausschließt.

JV: Also wenn es um Lebensschutz geht und all diese Themen, da gibt mir der christliche

JV: Glauben eine sehr klare Linie.

JV: Aber bei vielen anderen Fragen, bei der Frage jetzt, wie hoch die Beiträge zur

JV: Arbeitslosenversicherung sein sollten, finde ich, kann man keine definitive

JV: Position aus dem eigenen Glauben heraus ableiten.

JV: Wo man als Christ, glaube ich, im Politischen eben dann sich einbringen kann

JV: und einbringen sollte, und das haben sie ja gerade schon angeschrieben,

JV: ist die Frage, wie man Politik macht.

JV: Ob man versöhnlich oder unversöhnlich auftritt, ob man polarisiert oder sachorientiert agiert.

JV: Das sind, glaube ich, Themen, wo man schon schauen kann mit einem klaren Wertemaßstab,

JV: die einem der Glaube mitgeben kann, was richtig ist.

Nico: Viele Politiker lassen sich ja von der Macht auch irgendwie korrumpieren.

Nico: Ich glaube, das ist auch ein bisschen dem Menschen angelegt.

Nico: Also ich, zumindest jetzt meine Überzeugung, wenn man Leute mit viel Macht sieht,

Nico: dann merkt man, der Mensch ist auch zu sündefähig.

Nico: Und je weniger er kontrolliert wird und je mehr Macht er hat,

Nico: desto größer sind vielleicht auch die Auswirkungen davon, wenn man da keine

Nico: Konsequenzen zu spüren hat.

Nico: Das heißt, das ist ja eigentlich so eine linke Erzählung, Macht korrumpiert

Nico: und zwar jeden und alle, aber ich glaube, da ist was Wahres dran.

Nico: Und es kommt dann so, dass man es vielleicht mit der Wahrheit irgendwann nicht

Nico: mehr so genau nimmt, wenn es dem eigenen Vorteil dient.

Nico: Man schließt vielleicht fragwürdige Deals ab und so weiter.

Nico: Lässt seinen politischen Feind auch spüren, oder Gegner auch spüren, dass er der Feind ist.

Nico: Ihr Parteifreund Frank Heinrich, um die Klammer zu schließen,

Nico: von der CDU, von der Allianz,

Nico: jetzt Beauftragter der Allianz, der hat nach seinem Leben als Bundestagsabgeordneter

Nico: eine Autobiografie rausgebracht und die heißt, ich habe mir vorgenommen, Mensch zu bleiben.

Nico: Und er meinte damit eben auch, dass er sich vor so schädlichen Einflüssen versucht zu schützen.

Nico: Haben Sie sich auch so irgendwie was vorgenommen oder nehmen Sie sich das noch

Nico: vor nach unserem Gespräch jetzt hier?

JV: Ja, also ich finde, ich will nicht so wirken, dass ich jetzt irgendwie weilvoll

JV: etwas ins Mikrofon sage und dann sehe ich in zwei Jahren schon die Zeitungsschlagzeile,

JV: hier hat er versprochen, dass er immer ehrlich sein wird und da hat er Wort gebrochen.

JV: Weil über kurz oder lang, und das ist ja auch ein Stück weit die menschliche

JV: Natur nach dem Sündenfall, machen wir Fehler.

JV: Auch als gläubige Christen machen wir Fehler.

JV: Die Frage ist, wie gehen wir damit um und was ist unsere Betrachtungsweise darauf,

JV: diese Fehler zu begehen oder theologisch gesprochen zu sündigen,

JV: Zielverfehlung gegenüber dem, was Gott für uns vorgesehen hat.

JV: Und da ist meine Antwort drauf, dass ich glaube,

JV: dass Christian der Politik uns davor bewahren sollte, auf der Erde die letzten

JV: Antworten geben zu wollen, zu glauben, dass wir das letzte Wort haben,

JV: sondern epistemisch Demut zu haben, also davor demütig zu sein,

JV: welche Erkenntnis man hat und welche Erkenntnis man überhaupt haben kann.

JV: Zu wissen dass man irren kann in dem was man tut und die

JV: bereitschaft diesen diese kultur zu irren fehler zu machen zuzugeben und daraus

JV: zu lernen das ist für mich ein ganz ganz zentrales element also lernfähigkeit

JV: die die mir die mir der glaube mitgibt und wenn sie fragen quasi was ist was

JV: was ich mir vornehme genau das nicht zu verlieren nie zu glauben dass ich so toll bin und.

JV: Ich glaube, in der alten katholischen Theologie nennt man das hoffertig zu werden,

JV: also zu glauben, dass man selbst unfehlbar wird, dass man das nie unterläuft in der Politik.

JV: Weil ich glaube, das wäre ein gefährlicher Schritt und einer in dem Moment,

JV: in dem man sich auch von seinem Glauben und seinen Wurzeln entfernen würde.

JV: Sondern immer wieder sich zu prüfen, mache ich hier das Richtige,

JV: auch gegen den Prüfungsmaßstab, nicht nur der eigenen politischen Überzeugung

JV: oder des eigenen Gewissens, sondern den Prüfungsmaßstab der Heiligen Schrift.

Nico: Johannes Volkmann, vielen Dank für Ihre Zeit und jetzt muss ich trotzdem noch

Nico: die Frage am Ende stellen, wann werden Sie eigentlich Bundeskanzler?

JV: Es ist eine Riesenehre, dass ich die nächsten vier Jahre im Deutschen Bundestag

JV: sitzen darf und ich bin, ich nehme es mal als Wahlempfehlung für die kommende

JV: Bundestagswahl mit, dass sie mir zutrauen, dass ich noch häufiger wiedergewählt werde.

Nico: Also 2028.

JV: Genau. Bis dahin mindestens. Also mindestens. Darunter mache ich es auch nicht.

Nico: Na, alles klar.

JV: Gut.

Nico: Dann vielen Dank nochmal für Ihre Zeit und das war die aktuelle Folge von Glaube macht Politik.

Nico: Bitte schaltet es nächstes Mal wieder ein. Bis dann.

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