(36) Von der Arche in die Politik – Mit Bernd Siggelkow
Show notes
In wenigen Tagen feiert das christliche Hilfswerk „Die Arche“ seinen 30. Geburtstag. Sich selbst feiern will Gründer und Pastor Bernd Siggelkow deshalb aber nicht. Es gehe ihm vor allem um die Kinder, denn das Hilfswerk gründete er einst auch aus der eigenen Erfahrung heraus, als Junge vernachlässigt worden zu sein. „Ich komme selbst von der Straße“, sagt er, und weiter: „Wir versuchen, Menschen stark zu machen und ihnen das Gefühl zu geben: Es gibt jemanden, der an dich glaubt.“
Nun aber wartet vielleicht eine neue Berufung auf ihn: Im kommenden Jahr tritt Siggelkow für die CDU bei den Berliner Abgeordnetenhauswahlen an. „Alles, was ich tue, ist immer auch politisch“, sagt er mit Blick auf die Arbeit der Arche. Immer habe er die Stimme der sozial Benachteiligten sein wollen, denn: Der Erfolg der Arche zeige vor allem den Misserfolg der Politik. Seine Frau habe ihn schließlich dazu motiviert, selbst in die Politik einzusteigen. „Ich möchte das schlechte Gewissen für soziale Gerechtigkeit sein.“
„Politik muss Wahrheit sagen“
An seiner Partei übt er durchaus auch Kritik, bei der CDU habe er aber die wenigsten Kompromisse machen müssen, das „Wertegefühl“ stimme mit seinem überein. Sein großes politisches Vorbild sei Wolfgang Bosbach, der ebenfalls immer intern Kritik geübt habe und noch übe. Genau wie er sei er kein „Freund von Wischi-Waschi“. „Politik muss Wahrheit sagen“, erklärt Siggelkow.
PRO hat mit ihm auch über die Debatte um Friedrich Merz’ Stadtbild-Äußerungen gesprochen. In Marzahn-Hellersdorf, wo die Arche ihre Zentrale hat, sprächen die Menschen kaum über das Thema. Siggelkow hält den Streit auch deshalb für übertrieben. „Friedrich Merz hat zwei Sätze zu wenig gesagt. Aber er hat recht.“
Das Stadtbild habe sich im Zuge der Zuwanderung verändert, sagt er und verweist etwa auf Sicherheitsmaßnahmen auf Weihnachtsmärkten. Er habe sich vom Bundeskanzler aber eine bessere Erklärung für seine Worte gewünscht, „um das Thema zu entschärfen“. Dennoch kritisiert er auch die Form der öffentlichen Debatte: „Man muss auch mal polarisieren, um ins Gespräch zu kommen, aber das Gespräch findet heutzutage nicht mehr statt. Stattdessen finden Hass und Hetze statt.“ Sogar er selbst habe bereits Morddrohungen erhalten.
Show transcript
00:00:04: Ich sitze hier heute nicht im Deutschen Bundestag und auch nicht in einem Wahlkreisbüro,
00:00:10: wie so oft in unserem Podcast Glaube macht Politik, sondern mitten in Marzahn-Hellersdorf,
00:00:15: in der Zentrale eines christlichen Kinderhilfswerks.
00:00:18: Um mich herum sind Plattenbauten und Hochhäuser.
00:00:21: Spätestens ab dem frühen Mittag wird es hier laut, denn hunderte Kinder aus
00:00:25: sozial schwachen Familien und schwierigen Verhältnissen kommen hierher,
00:00:28: um Mittag zu essen, Hausaufgabenhilfe zu bekommen oder einfach nur mit Freunden rumzuhängen.
00:00:34: Sie ahnen es vielleicht schon, ich bin bei der Arche und mir gegenüber sitzt
00:00:38: Ihr Gründer Bernd Sigelkow.
00:00:40: Herr Sigelkow, wir sprechen heute über die Kinder und ihr Leben als Arche-Gründer,
00:00:45: vor allem aber auch über Politik, denn Sie sind nicht nur Pfarrer und Sozialarbeiter,
00:00:51: sondern haben jüngst auch angekündigt, für die kommenden Abgeordnetenhauswahlen anzutreten.
00:00:56: Ich bin gespannt, wie es dazu kam. Das werden Sie mir hoffentlich gleich ein
00:01:00: bisschen erzählen und ich freue mich, dass ich einmal mehr bei Ihnen sein darf.
00:01:04: Herzlich willkommen, Bernd Segelko.
00:01:06: Hallo, ich grüße Sie. Herr Segelko, am 25. November.
00:01:10: Da feiern Sie den 30. Geburtstag Ihres Kinderhilfswerks, der Arche.
00:01:15: Können Sie es eigentlich selber glauben? Ich muss mir erst mal die Frage stellen,
00:01:18: ist es eine Trauerfeier oder eine Geburtstagsfeier?
00:01:20: Weil mein Ziel war ja nie, eine Arche in diesem Ausmaß zu gründen,
00:01:24: sondern ich wollte immer für die Kinder da sein und diesen Kampf gegen Kinderarmut gewinnen.
00:01:29: Und bei Ihrer Anmoderation haben Sie die Angebote der Arche gesagt,
00:01:33: aber das Hauptangebot der Arche ist Liebe und Beziehung.
00:01:35: Und die entsteht vielleicht beim Mittagessen, wenn man sich am Tisch mit den
00:01:38: Kindern unterhält. Aber sie entsteht vielmehr über Nachhaltigkeit.
00:01:42: Wir investieren seit vielen Jahren in Kinder, in deren Leben.
00:01:46: Wir haben Tausende, vielleicht sogar schon Hunderttausend Biografien verändert.
00:01:50: Und darum geht es. Und dann ist diese Feier eine gute Feier,
00:01:53: weil dort werden viele Jugendliche, Erwachsene sein, die ehemalige Kinder sind,
00:01:58: die es nicht so leicht hatten und die heute in der Arche arbeiten oder die heute
00:02:01: gesellschaftsfähig geworden sind.
00:02:02: Und dann freue ich mich ein bisschen auf diese Geburtstagsfeier, keine Frage.
00:02:05: Da dürfen Sie sich auch selber mal ein bisschen feiern lassen,
00:02:08: oder? Ich weiß nicht, ob ich mich selber feiern lassen will,
00:02:10: weil es geht in erster Linie nicht um mich.
00:02:11: Ich denke, das ist ein höheres Ziel, was ich habe.
00:02:15: Ich fühle mich wohl natürlich in meiner Arbeit, auch wenn es manchmal nicht so schön ist.
00:02:18: Wir haben ja auch schon Kinder beerdigt und haben sehr schwere Schicksalsschläge hier erlebt.
00:02:23: Aber es geht nicht darum, mich zu feiern, sondern eigentlich so ein Stück Glück
00:02:27: auszudrücken, dass es mir gelungen ist, Menschen zu finden, die die DNA der
00:02:32: Arche weiterführen, die vielen Mitarbeiter, die in der Arche arbeiten,
00:02:35: die sich jeden Tag in die Kinder investieren.
00:02:38: Aber auf jeden Fall bin ich und sind meine Mitarbeiter Vertrauenspersonen für
00:02:43: Menschen, die sich normalerweise nackt ausziehen müssen, um ihre Bedürftigkeit
00:02:46: zu zeigen und hier als Menschen behandelt werden auf einer menschlichen Ebene.
00:02:50: Und das in einer christlichen Institution, die sich zu fast 100 Prozent um Menschen
00:02:55: kümmert, die mit Kirche und Gott nichts zu tun haben.
00:02:58: Also die nicht reiche Witwen beerben, sondern die tatsächlich da investieren,
00:03:01: wo Investition hingehört.
00:03:03: Die Arche, ich habe es extra noch mal nachgegoogelt, hat heute mehr als 30 Standorte.
00:03:09: Nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und in Polen.
00:03:12: Sie betreuen täglich tausende Kinder mit, ich habe es eben schon gesagt,
00:03:16: Hausaufgabenhilfe etc., Feriencamps und vieles mehr.
00:03:20: Sie haben für Ihre Arbeit zahlreiche Preise bekommen, zuletzt ein Bambi.
00:03:25: Erinnern Sie sich eigentlich noch an Ihren ersten richtigen Arbeitstag bei der Arche?
00:03:32: Das ist gar nicht so einfach, weil mir dann viele Gedanken durch den Kopf gehen.
00:03:36: Ich bin in letzter Zeit sehr viel porträtiert worden von Tageszeitungen und
00:03:39: so weiter, auch aufgrund meiner Kandidatur für das Abgeordnetenhaus.
00:03:42: Ich muss immer wieder meine eigene Kindheit aufrollen. Das ist nicht so einfach,
00:03:45: weil die war ja fürchterlich und hat sehr viel mein Leben geprägt.
00:03:49: Und als ich vor über 30 Jahren nach Berlin-Hellersdorf kam, habe ich viele Kinder
00:03:53: gesehen, die so aufwachsen, wie ich aufgewachsen sind. Ohne Liebe,
00:03:57: niemals auf dem Schoß ihrer Eltern sitzen, immer fünftes Rad am Wagen sind,
00:04:00: die es ganz schwer haben.
00:04:02: Und ich erinnere mich an viele Situationen, denn ich habe meine Arbeit tatsächlich
00:04:04: auf dem Spielplatz angefangen.
00:04:05: Ich bin zu den Kindern gegangen, die alleine waren und ich habe gedacht,
00:04:08: wenn ich jetzt zu den Kindern gehe, da werden bestimmt ein paar Erwachsene mir
00:04:11: in den Hintern treten und sagen, was machst du mit unseren Kindern?
00:04:13: Das passierte nie, im Gegenteil.
00:04:15: Die Kinder haben an meiner Haustür geklingelt und haben gesagt,
00:04:17: bist du Bernd? Wir haben gehört, du gehst auf die Spielplätze mit uns zu spielen,
00:04:21: wir wollen dich jetzt abholen.
00:04:22: Und das war im Prinzip mein erster Arbeitstag, nämlich mich mit den Kindern
00:04:25: zu beschäftigen. Es gab viele fürchterliche Situationen.
00:04:28: Ich habe Kinder gesehen, die mit dem Schulranzen den ganzen Nachmittag draußen rumgerannt sind.
00:04:32: Und wenn ich sie angesprochen habe, dann haben sie gesagt, ich darf erst um 19 Uhr zu Hause sein.
00:04:36: Und im Prinzip war das meine Arbeit, dann einen Ort zu schaffen,
00:04:39: zuerst mein eigenes Wohnzimmer, dann einen kleinen Laden, den wir angemietet
00:04:42: haben mit ein paar Menschen, die das Anliegen mit mir geteilt haben.
00:04:46: Und wir haben in Kinder Zeit investiert, unser Herz ihnen gezeigt.
00:04:50: Wir haben Liebe gegeben und sie haben eben das Wort Betreuung, sie betreuen.
00:04:54: Dieses Wort Betreuung ist in der Arche verboten.
00:04:56: Meine Mitarbeiter dürfen nicht über Betreuung reden, weil wir sind kein Dienstleistungsunternehmen,
00:05:00: bei dem man jemanden abgibt und dann wird hier betreut und abends wird er wieder abgeholt.
00:05:04: Sondern wir versuchen Menschen stark zu machen, wir versuchen ihnen das Gefühl
00:05:08: zu geben, es gibt jemanden, der an dich glaubt und wir sagen nicht,
00:05:11: du musst an Gott glauben, sondern wir haben Menschen, die haben den Glauben
00:05:14: an sich selbst verloren und deswegen begleiten wir sie durch ihr Leben und das macht den Unterschied.
00:05:19: Und das war mein erster Arbeitstag, Menschen zu zeigen, ich bin an dir interessiert,
00:05:23: ich begleite dich durch dein Leben und mein höheres Ziel ist nicht,
00:05:25: dich, ich sag das mal christlich, zu bekehren, das ist nicht das,
00:05:28: was meine Idee dahinter ist, was ja viele Christen sagen,
00:05:31: wir wollen, dass die dann in die Kirche kommen, weil die Menschen,
00:05:34: die zu uns kommen, die bringen der Kirche im ersten Moment nichts,
00:05:37: sondern sie brauchen Liebe, sie brauchen Nähe, sie brauchen tatsächlich Menschen,
00:05:41: die ihnen zuhören und die sie ernst nehmen und die sie nicht in eine Schublade
00:05:44: stecken, weil man sie anschaut und sagt.
00:05:47: Allein als Sie eine Mutter von vier Kindern mit fünf Männern,
00:05:49: die habe ich schon in die Schublade gesteckt. Und das brauchen die Menschen nicht.
00:05:52: Sie haben gerade gesagt, bekehren, dieses Stichwort genannt.
00:05:55: Sie sind vom eigentlichen Beruf her Pfarrer.
00:05:58: Ich bin sogar Evangelist gewesen zum Schluss. Ich habe sogar extra überall predigen
00:06:02: dürfen, um Menschen mit der Kirche und mit Gott vertraut zu machen.
00:06:05: Und jetzt ist ja die spannende Frage, wenn ich das höre, haben Sie sich das denn...
00:06:10: Im Studium oder am Anfang Ihrer Laufbahn vorgestellt, dass Sie mal in Marzahn-Hellersdorf
00:06:16: sitzen mit Kindern, die Sie ja sehr lieben und schätzen, aber trotzdem der erste
00:06:22: Gedanke, wenn man den Beruf Pfarrer hört, ist ja vielleicht ein anderer.
00:06:24: Nein, und ich bin nicht Pfarrer, sondern ich habe ja meine theologische Ausbildung
00:06:28: bei der Heilsarmee gemacht und bin ja eher freikirchlich geprägt.
00:06:31: Und ich komme selber von der Straße. Das heißt, als ich als 16-Jähriger zum
00:06:36: ersten Mal mit Gott in Kontakt kam, denn ich bin ja nicht mit der Muttermilchchrist
00:06:39: geworden, war mir immer klar, dass ich bin nicht der typische Pastor,
00:06:43: den man in eine Kirche stellt und dann seine Schafe hütet oder der Herde für seine Schafe ist.
00:06:48: Ich war ja Pastor von drei Gemeinden, bevor ich die Arche in Herr Lastdorf gegründet
00:06:53: habe. Und ich habe immer gesagt, wenn man mich wollte, ihr werdet in mir keinen
00:06:56: klassischen Pasto haben, sondern mich könnt ihr in die Wüste stellen,
00:06:58: da baue ich eine Kirche mit Menschen, die von Kirche und Gott keine Ahnung haben.
00:07:01: Das war immer mein Anliegen und deswegen bin ich auch in Hellersdorf gelandet,
00:07:05: weil ich derjenige bin, der vielleicht eher die Menschen sieht,
00:07:09: die hoffnungslos verloren gehen und denen anders begegnet, nicht nur mit Worten.
00:07:14: Und Worte haben Macht, aber Taten sind etwas, was unwiderruflich ist.
00:07:20: Da wird man daran erkannt. Vor einigen Jahren kam eine Frau mit ihrem Kinderwagen auf mich zu.
00:07:25: Ich kannte die gar nicht, stellte ihren Kinderwagen ab mit dem Baby drin,
00:07:28: kam auf mich zu, nahm mich in den Arm und sagte, du bist der einzige Mann,
00:07:31: der sein Versprechen gehalten hat, den ich kenne.
00:07:34: Und ich dachte, wow, du hast doch ein Kind. Wo kommt das Kind her?
00:07:37: Da gab es ja auch einen Mann.
00:07:38: Wie viel Enttäuschung musst du in deinem Leben erfahren haben?
00:07:40: Denn mir war klar, sie kannte mich aus der Öffentlichkeit und wusste,
00:07:43: wer ich bin und die Worte, die ich gesagt hatte.
00:07:46: Aber diesen Worten sind tatgefolgt und das war ihr bewusst und deswegen hat
00:07:51: sie mich in den Arm genommen.
00:07:52: Und es war eine unglaubliche Wertschätzung, aber auf der anderen Seite war ich
00:07:54: natürlich fürchterlich traurig, dass es so viele Menschen gibt,
00:07:57: die eben das nicht erfahren und deswegen spielt für mich Glaube,
00:08:02: Eine große Rolle in meinem Leben für mich selber. Und auf der anderen Seite
00:08:06: weiß ich, dass mein Glaube nur etwas bringt, wenn ich den Menschen auch vermittel,
00:08:10: dass ich das, was ich sage, ernst meine.
00:08:13: Die Frage war ja, ob Sie als Pastor, als Sie damals bei der Heilsarmee waren,
00:08:18: sich das schon so vorgestellt haben, dass Sie mal mit Kindern arbeiten würden.
00:08:21: Ja, das war immer mein Ziel. Immer.
00:08:23: Also als ich mich damals entschieden habe, Christ zu werden als 16-Jähriger,
00:08:27: habe ich mich am gleichen Tag entschieden, etwas für Kinder zu tun,
00:08:30: dass sie nicht so aufwachsen müssen wie ich. Also es war von Anfang an klar,
00:08:32: auch in meiner theologischen Ausbildung, mein Schwerpunkt war immer Kinderjugendarbeit.
00:08:36: Und wenn man so bei der Heilsarmee ist, dann ist ja auch das Engagement für
00:08:39: sozial Benachteiligte liegt auf der Hand. Man kommt da nicht drumherum eigentlich.
00:08:45: Ich bin ja auf St. Pauli aufgewachsen. Meine erste Kirche sozusagen war die Halsamie.
00:08:50: Ich habe dann sofort angefangen, mich um Kinder zu kümmern.
00:08:53: Ich habe gesagt, darf ich hier Kinderarbeit machen? Dann hat die Halsamie gesagt,
00:08:56: mach, wir haben niemanden anders, mach das alleine. Dann hatte ich jede Woche
00:08:59: 30 türkische Kinder bei mir. In der Kinderstunde hieß das damals.
00:09:04: Und auch als ich dann meine theologische Ausbildung absolviert hatte und in
00:09:08: Lörrach meine erste Gemeinde, dann erreichte ich auch tatsächlich die Kinder,
00:09:12: die man heute als sozial benachteiligte Kinder erreichen würde.
00:09:15: Und das waren auch relativ viele. Und das waren natürlich noch so Zeiten,
00:09:19: wo es überhaupt nichts mit Armut und sonst was in unserer Gesellschaft gab.
00:09:22: Aber ich habe die schon immer angezogen.
00:09:24: Und es war mir auch immer wichtig, mich genau um sie zu kümmern.
00:09:27: Also eine eindeutige Berufung, kann man sagen. Also man kann es als eine eindeutige
00:09:31: Berufung bezeichnen, ja, definitiv.
00:09:34: Haben Sie es auch so, also Sie haben ja jetzt eben gesagt, Sie wollten das auch
00:09:38: machen, weil Sie nicht wollten, dass Kindern dasselbe passiert,
00:09:41: wie Ihnen passiert ist, also aus Ihrer Vergangenheit heraus …,
00:09:44: Können Sie sich an sowas wie ein Berufungserlebnis oder sowas tatsächlich erinnern?
00:09:48: Also gab es einen Moment, wo Sie sagen würden, da hat Gott eindeutig gesagt,
00:09:51: ich soll das machen? Also das war mir eigentlich sofort klar,
00:09:55: dass ich etwas anders machen sollte als nur einen normalen Beruf,
00:10:00: sondern in dieser Berufung leben.
00:10:02: Es gab dann, als ich musste dann ja, ich bin ja mit 16 zu Hause schon ausgezogen,
00:10:06: musste irgendwie versuchen, mich selber über die Runden zu bringen und habe
00:10:09: neben meiner kaufmännischen Ausbildung immer auch noch zusätzlich gearbeitet.
00:10:12: An einem Tag kam ich von der Berufsschule und war sehr in Eile,
00:10:16: zu meinem Arbeitsplatz zu kommen und lief in Hamburg über die Ostweststraße,
00:10:19: eine große, sehr befahrene Straße und mich erwischte ein Auto und ich flog durch
00:10:23: die Luft im wahrsten Sinne des Wortes und betete für mich, Gott,
00:10:26: wenn du was mit meinem Leben vorhast, dann schütz mich bitte jetzt.
00:10:29: Und ich bin dann auf der Straße aufgeknallt, kam ins Krankenhaus und hatte tatsächlich
00:10:33: nur diesen großen blauen Fleck am Bein, wo mich das Auto erwischt hat. Das war nichts.
00:10:37: Da kann man drüber reden. Das ist ein Wunder. Das ist Zufall.
00:10:39: Ich will da auch gar niemanden zu nahe treten.
00:10:41: Für mich war es ein klares Statement dazu, dass ich das machen sollte.
00:10:45: Und viele Jahre später kam ich nach Hellersdorf als Jugendreferent,
00:10:49: weil eine Kirche wollte hier in diesem kinderreichsten Bezirk eine Jugendkirche gründen.
00:10:54: Und brauchten jemanden, der die Sprache der Kinder spricht und der Jugendlichen,
00:10:57: also die Sprache der Straße, für die ich ja nun prädestiniert bin.
00:11:00: Und ich kam hierher und sollte dann zu Kindern predigen, die aus dem Atheismus
00:11:04: kommen, die überhaupt keine Ahnung von Gott und Kirche hatten.
00:11:07: Und die hatten ganz andere Probleme.
00:11:08: Und ich habe mit denen dann den ganzen Nachmittag Volleyball und Basketball
00:11:11: gespielt und abends habe ich sie dann versucht, ein bisschen mit diesem Gedanken
00:11:14: von Gott in Kontakt zu bringen.
00:11:16: Das hat im Grunde nicht viel gebracht, weil die waren ja gar nicht daran so
00:11:19: interessiert, aber was sie cool fanden, dass jemand da war und sich mit ihnen unterhalten hat.
00:11:23: Und ich wohnte damals mit meiner ersten Frau und unseren Kindern noch im Schwarzwald
00:11:27: und ich bin nach Hause gefahren und habe gedacht,
00:11:29: endlich weg aus diesem fürchterlichen Bezirk, wo man schon die Probleme gespürt
00:11:34: hat, so gleich nach der Wende, hier gab es keine Infrastruktur und ich fuhr
00:11:37: diese über 900 Kilometer nach Hause mit meinem Auto und es war so,
00:11:40: als wenn jemand neben mir sitzt und sagt,
00:11:42: geh da hin, da wirst du gebraucht, das ist der Ort, wo jemand wie du gebraucht wird.
00:11:46: Und für mich war das natürlich auch eine göttliche Erfahrung, sag ich mal.
00:11:49: Ich wollte immer aussteigen, aber diese Stimme ließ mich nicht los.
00:11:52: Und ich wollte nicht. Bis kurz bevor ich zu Hause war, da war mir klar,
00:11:55: da gibt es keinen Weg dran, wobei du musst das machen.
00:11:57: Und ein Jahr später bin ich dann nach Berlin gezogen, um dann ein paar Jahre
00:12:00: später die Arche zu gründen.
00:12:02: Und jetzt sind wir 30 Jahre später. Jetzt sind wir 30 Jahre später und haben
00:12:07: jetzt gerade sogar in Afrika eine Arche eröffnet.
00:12:09: Also es geht weiter, aber es wird auch immer herausfordernder.
00:12:14: Jetzt haben wir über das Pastorsein gesprochen, über das Sozialarbeitersein, wenn man so will.
00:12:20: Und jetzt haben Sie sich entschieden, Politiker zu werden.
00:12:24: Sie haben angekündigt, bei der nächsten Berliner Abgeordnetenhauswahl im Jahr
00:12:27: 2026 hier im Wahlkreis Marzahn Mitte anzutreten. Wieso?
00:12:34: Also für mich ist alles, was ich tue, natürlich auch immer ein Stück Politikum
00:12:38: gewesen, weil vor 22 Jahren, also da war die Arche schon acht Jahre alt,
00:12:43: habe ich mich mit meinem Pressesprecher zusammen entschieden,
00:12:45: wir wollen nicht nur eine Institution sein, die sich um Kinder kümmert,
00:12:48: sondern wir wollen die Stimme für die Kinder sein,
00:12:50: die sozial benachteiligt sind, die am Rand der Gesellschaft stehen.
00:12:53: Und wir merken, dass natürlich in den letzten Jahren wurde viel über Kinder
00:12:57: geredet, aber es wurde nie gehandelt.
00:12:58: Wir waren immer das schlechte Gewissen der Gesellschaft.
00:13:01: Ich sage immer, der Erfolg der Arche ist der Misserfolg der Gesellschaft und der Politik.
00:13:05: Und natürlich hat man dadurch auch viel Kritik geübt in der Vergangenheit.
00:13:10: Wenn man mich googelt, dann merkt man sofort, oh Mann, der hat immer scharfe
00:13:14: Worte gefunden gegen das, was schief läuft und hat aber immer gezeigt,
00:13:17: wie man es besser machen kann.
00:13:18: Mein letztes Buch, das Verbrechen an unseren Kindern, hat ja deutlich aufgezeigt,
00:13:23: wer sind die Schuldigen für dieses System und wo sind die Lösungen.
00:13:25: Und ich habe immer gedacht, irgendwann wird ein Politiker kommen und mich verprügeln.
00:13:28: Aber es ist nie jemand gekommen. Es ist nie jemand gekommen und hat gesagt,
00:13:31: also hier, du hast Unrecht.
00:13:33: Da waren auch bestimmte Polarisierungen und Zuspitzungen, einfach um das Thema
00:13:37: noch mehr zu beleuchten.
00:13:39: Aber irgendwie, wir haben viel Anerkennung bekommen, aber eben die Politik hat
00:13:42: relativ wenig reagiert.
00:13:45: Dann diese Streiterei mit der Ampel, die ist mir so auf den Sack gegangen, wenn ich das sagen kann.
00:13:49: Dann hat meine Frau mich sozusagen motiviert und hat gesagt,
00:13:52: du hast schon mit so vielen Politikern gesprochen.
00:13:55: Und immer wieder höre ich deine Sätze, die ein Politiker denn zitiert,
00:13:57: das kannst du selber besser. Das wollte ich gerade sagen, Sie sind ja auch vorher
00:14:02: schon, also auch ohne das politische Engagement, ein Mahner in die Politik hineingewesen.
00:14:07: Im Grunde könnte man ja sagen, Sie müssen gar nicht unbedingt selber Politiker
00:14:10: sein, die hören Sie ja auch so.
00:14:12: Naja, ich bin sicherlich ein Mahner gewesen und werde es auch immer bleiben.
00:14:16: Für mich war, ich habe letztes Jahr gesessen und wir haben die 30 Jahre Arche
00:14:21: vorbereitet sozusagen und man sagt immer, wenn eine Organisation 30 Jahre am
00:14:25: Markt ist, dann ist sie nicht mehr wegzudenken, dann hat sie sich durchgesetzt und hat sich bewiesen.
00:14:29: Das haben wir, keine Frage und da bin ich auch ein bisschen hochmütig und sagen,
00:14:32: wir haben Einzigartiges geleistet in dieser Gesellschaft. Wir haben Brände gelöscht,
00:14:36: die andere verursacht haben.
00:14:38: Wir waren immer da, wenn irgendwelche Probleme da waren. Wir waren die einzige
00:14:41: Organisation, die beim Lockdown während Corona an den Türen der Menschen waren.
00:14:46: Jeden Tag. Und haben uns selber Gefahren ausgesetzt, um den Menschen zu helfen
00:14:50: und sie zu unterstützen. Und mir war klar letztes Jahr, mein Kampf ist nicht
00:14:54: zu Ende gegen Kinderarmut, sondern er muss jetzt eine Zuspitzung finden.
00:14:57: Und diese Zuspitzung kann man nur schaffen, wenn man versucht,
00:15:01: politische Rahmenbedingungen zu verändern.
00:15:02: Und ich habe einfach gemerkt, ich kann das nicht mit dieser mahnenden Stimme
00:15:05: nur, sondern ich möchte in die Politik gehen, um diese mahnenden Stimme zu sein.
00:15:09: Ich möchte das schlechte Gewissen für soziale Gerechtigkeit,
00:15:12: für Kinder sein, für Chancengerechtigkeit, für ein besseres Bildungssystem.
00:15:17: Ob das mir gelingt, weiß ich nicht. Vielleicht bin ich auch ein bisschen blauäugig,
00:15:20: aber ich gehe vielleicht auch anders an die Themen ran als ein Politiker, der seit seinem 20.
00:15:24: Lebensjahr in der Partei ist. Ich gehe an manche Punkte viel deutlicher ran
00:15:30: und sicherlich ist nicht nur der Vorteil für meine Partei, in die ich eingetreten
00:15:33: bin, dass ich jetzt kandidiere, weil ich ein Mensch der Öffentlichkeit bin,
00:15:37: sondern ich bin auch jemand, der klar seine Meinung sagt und auch gegen seine Partei.
00:15:40: Aber ich denke, man muss auch irgendwie versuchen, aus dem Fachbereich in die
00:15:46: Politik zu gehen und nicht nur Politikwissenschaften studiert haben oder Jura.
00:15:49: Und man kann sich in jedes politische Amt setzen und hat aber von der Basis
00:15:53: eigentlich gar keine Ahnung.
00:15:54: Ich möchte jemand aus der Basis sein, der Politik macht und der auch das schlechte
00:15:58: Gewissen in seiner Partei ist.
00:16:00: Das möchte ich, um den Menschen zu zeigen, ich bin nicht nur eure Stimme,
00:16:03: sondern ich bin der, der hinter euch steht.
00:16:05: Wie dieses Gewissen der Partei aussehen kann, da können wir gleich vielleicht
00:16:08: nochmal drüber sprechen. auch darüber, welche Partei das ist.
00:16:11: Aber eine Frage habe ich doch erst mal, weil ich mich, Sie sind ja sehr in der
00:16:15: Öffentlichkeit präsent, man kommt an Bernd Sigelko und an der Arche eigentlich nicht vorbei.
00:16:19: Und ich fragte mich, weil ich weiß, ich habe viel mit Politikern zu tun,
00:16:23: Wahlkampf ist eine unglaublich anstrengende Sache, die sehr viel Zeit frisst.
00:16:27: Erste Frage, sind Sie denn jetzt eigentlich schon im Wahlkampf?
00:16:31: Weil das wird ja von langer Hand vorbereitet. Zweite Frage, wie kriegen Sie
00:16:35: das denn dann noch unter einen Hut mit allem anderen? Also ich glaube,
00:16:38: als ich bekannt gegeben habe, dass ich kandidiere, begann der Wahlkampf.
00:16:42: Und wenn man sich die Berliner Struktur anguckt, dann sind ja schon viele im Wahlkampf.
00:16:47: Also wenn ich mir die SPD anschaue, die sich schon ihren neuen Bürgermeisterkandidaten
00:16:51: aufgestellt haben, der jetzt versucht, auch innerhalb seiner Partei,
00:16:55: wo er scheinbar gar nicht so beliebt ist, aber trotzdem jetzt vorzugehen.
00:16:59: Wenn ich mir die Linke anschaue, die mit vielen polarisierenden Sprüchen versucht,
00:17:03: auf Deutsch gesagt, auf die Kacke zu hauen, dann sind alle im Wahlkampf.
00:17:07: Und für mich ist Wahlkampf nochmal etwas anderes.
00:17:09: Auf der einen Seite sollen die Leute schon sehen, ja, das ist ein Kandidat,
00:17:14: der wird sich jetzt für uns einsetzen, das ist ja schon ein Wahlkampf.
00:17:17: Und ich habe meine Strategie mir überlegt und es ist jetzt auch nicht unbedingt
00:17:20: die Partei, die hinter mir steht und sagt, so, das machst du jetzt in diese
00:17:22: Richtung, das kann ich auch nicht, das will ich auch nicht,
00:17:25: sondern ich will einen anderen Wahlkampf führen, einen fairen Wahlkampf,
00:17:29: einen bürgernahen Wahlkampf und es muss mir gelingen, bei den Menschen zu sein,
00:17:34: die ich in Zukunft auch vertreten soll und mein Wahlkampf wird nicht von Plakaten
00:17:38: abhängig sein, sondern ich werde vielleicht auch mit meiner.
00:17:41: Jetzt bin ich wieder hochmütig, mit meiner Redegewandtheit versuchen,
00:17:44: öffentliche Veranstaltungen zu machen, um den Menschen auch zu sagen,
00:17:47: die Themen anzusprechen, die für sie wichtig sind.
00:17:50: Ich hatte jetzt vor einigen Tagen mich in meinem Ortsverband sozusagen nochmal
00:17:54: vorgestellt, vor den Mitgliedern und den Freunden.
00:17:56: Und ich habe gemerkt, dass die menschliche Art von mir bei ihnen sehr gut ankommt.
00:18:00: Und das werde ich weiterführen. Und dann ist der Wahlkampf im Prinzip jeden Tag.
00:18:04: Und ich weiß, es wird nicht einfach werden, von Tür zu Tür zu gehen.
00:18:07: Aber ich habe jetzt auch mit den kritischen Stimmen zu tun.
00:18:10: Auch meine Besucher, die herkommen, die wählen sehr extrem, weil sie enttäuscht
00:18:14: sind. Und ich verstehe sie.
00:18:16: Ich verstehe die Anliegen, die die Menschen haben. Wir haben hier viele Familien,
00:18:20: die wohnen zu acht in einer dreieinhalb Zimmer Wohnung.
00:18:22: Und wir haben hier Wohnbaugesellschaften, die haben hunderte von Wohnungen gebaut,
00:18:26: die sind freigehalten worden für die Geflüchteten.
00:18:28: Und dann zieht eine geflüchtete Familie in eine Fünfzimmer Wohnung,
00:18:31: aber eine achtköpfige Familie wohnt in einer dreieinhalb Zimmer Wohnung.
00:18:35: Und die haben auf einmal so Ängste und Sorgen und die fühlen sich von der Politik nicht verstanden.
00:18:43: Dass diese Menschen extrem wählen, kann ich vollkommen verstehen.
00:18:46: Aber man muss ihnen begegnen und man muss da die Wohnbaugesellschaften,
00:18:49: die Politik und die Bürger zusammenbringen und versuchen Lösungen zu finden, die gerecht sind.
00:18:54: Wir brauchen einen fairen Wohnungsmarkt und wir dürfen die Leute nicht vergessen,
00:18:58: die schon seit Jahren daran hängen.
00:19:01: Und da möchte ich mich für einsetzen, gar keine Frage. Und das wird nicht einfach
00:19:04: werden. Jetzt sind wir schon mitten im Wahlkampf, merke ich.
00:19:07: Also ein bisschen Politiker, das haben Sie schon internalisiert,
00:19:11: die Rolle. Sie treten für die CDU ein, das haben wir noch gar nicht gesagt, glaube ich.
00:19:15: Und jetzt habe ich mich natürlich gerade, als Sie so erzählten,
00:19:18: Sie wollen für die Menschen hier da sein und für die Politik machen,
00:19:21: habe ich mich gefragt, ist das nicht ein Problem, wenn die Arche dann künftig
00:19:26: mit der CDU verknüpft sein wird?
00:19:28: Nein, die Arche wird nicht mit der CDU verknüpft sein, weil ich gehe nicht für die Arche in die CDU.
00:19:34: Ich habe Mitarbeiter, die sind aktiv bei den Linken. Ich habe Mitarbeiter, die sind in der SPD.
00:19:39: Ich habe eine Jugendliche, die vor kurzem bei den Jusos eingetreten sind.
00:19:44: Und ich habe ihr gesagt, ich bin sehr stolz auf dich, dass du das machst.
00:19:46: Ich finde es gut, wenn sich junge Leute und Menschen politisch engagieren mit ihrem Wissen.
00:19:50: Ich finde es wichtig, dass man sich in der demokratischen Mitte,
00:19:53: wenn es die denn überhaupt noch gibt, engagiert. Und deswegen,
00:19:56: ich gehe nicht als für die Arche in die CDU, sondern ich gehe als Person.
00:20:00: Ich gehe in eine Partei, wo ich die wenigsten Kompromisse machen muss.
00:20:03: Kompromisse muss man heute überall machen. Und viele schreiben mir,
00:20:06: selbst Christen, mir hat vor kurzem jemand geschrieben, musste ich ein bisschen
00:20:09: lächeln, schrieb mir, ich bete dafür, dass du zu den Grünen gehst.
00:20:12: Okay, jeder kann ja da seine Meinung haben, aber ich möchte,
00:20:16: dass die Arche neutral bleibt in diesem Punkt.
00:20:19: Aber ich möchte politische Rahmenbedingungen verändern und deswegen bin ich
00:20:23: in eine Partei eingetreten, der demokratischen Mitte.
00:20:26: Das ist mir auch noch wichtig, das zu betonen, denn vom Frustfraktur müsste ich auch extrem sein.
00:20:33: Vom Sozialen müsste ich vielleicht ein bisschen linker stehen,
00:20:36: da kann man drüber diskutieren, gar keine Frage. Aber im Grunde geht eigentlich
00:20:41: jeder dahin, wo er die wenigsten Kompromisse machen muss und wo sein Wertegefühl übereinstimmt.
00:20:47: Und das finde ich wichtig, dass das jeder so macht, wie er es möchte.
00:20:50: Das wäre tatsächlich auch eine Frage gewesen, die ich noch gehabt hätte.
00:20:54: Menschen, der im sozialen Bereich tätig ist, erwartet man normalerweise,
00:20:57: dass er zur SPD geht, vielleicht sogar zur Linken.
00:21:00: Also so kennt man das, wenn man mit Menschen spricht, die als Sozialarbeiter arbeiten oder so.
00:21:05: Sie haben sich für die CDU entschieden. Wenn ich es richtig verstanden habe,
00:21:07: haben Sie es gerade schon erklärt, weil Sie da die wenigsten Kompromisse machen
00:21:10: müssen. Das heißt, es ist auch nicht alles super da.
00:21:13: Naja, gibt es eine Partei, wo alles super ist? Wir haben selbst linkere Parteien,
00:21:18: die mittlerweile so ins Extreme wandern, dass man tatsächlich die Frage stellen
00:21:21: muss, kann man da heute noch mit gutem Gewissen reingehen,
00:21:24: wenn Politiker nur noch polarisieren oder Dinge erzählen und anschließend dann
00:21:30: in der Fernsehsendung sitzen und sagen, ja,
00:21:33: dann ist es halt so. Damit kann ich gar nicht umgehen.
00:21:36: Natürlich gibt es auch in meiner Partei, habe ich auch kritische Dinge,
00:21:40: die mir nicht so gut gefallen, die werde ich jetzt nicht alle benennen,
00:21:43: aber natürlich muss man dann auch kontrovers diskutieren.
00:21:46: Und ich habe ein großes politisches Vorbild. Und dieses große politische Vorbild
00:21:50: ist Wolfgang Bosbach, der innerhalb seiner Partei immer deutliche Worte gesprochen hat.
00:21:54: Der oft gefragt worden ist mit ihrer kontroversen Meinung, warum treten sie
00:21:57: nicht aus der CDU wieder aus. Und der hat immer gesagt, wissen Sie...
00:22:01: Wir müssen in Parteien auch auf Augenhöhe miteinander diskutieren können.
00:22:05: Und man darf auch innerhalb einer Partei unterschiedliche Meinungen haben.
00:22:09: Wenn Sie mich mehr links aufgrund meiner sozialen Einstellung mehr in die linke
00:22:13: Ecke der CDU stellen, dann gibt es auch Einstellungen von mir,
00:22:16: die mich mehr in die konservative Ecke stellen.
00:22:18: Es ist nicht so einfach, diesen großen Spagat heute in dieser Zeit zu stellen,
00:22:22: in dem wir nicht nur soziale, sondern auch kulturelle Herausforderungen haben
00:22:26: und dort ein klares Statement zu haben.
00:22:29: Und da stehe ich sehr hinter Wolfgang Bosbach. der eine klare Meinung hat,
00:22:32: eine klare Zielrichtung hat und nicht sich zu schade ist in der Öffentlichkeit,
00:22:38: auch deutliche Worte zu gebrauchen, auch wenn die nicht immer schick sind.
00:22:42: Ich wollte gerade sagen, mit Wolfgang Bosbach haben Sie natürlich ein Vorbild
00:22:44: benannt, das tatsächlich nicht unbedingt unumstritten ist.
00:22:48: Gut, wer ist das schon in der Politik, muss man vielleicht hinzufügen.
00:22:51: Aber ich glaube, gerade Bosbach stand auch für viele, also nicht nur für eine
00:22:55: sehr konservative CDU, sondern auch, ja, ab und an wurde ihm auch Populismus
00:22:59: vorgeworfen, weil er eben, ja.
00:23:01: Aber was heißt konservativ? Konservativ heißt eigentlich traditionell.
00:23:06: Wenn man mal das Wort richtig übersetzt, das ist eines der Eigenschaften,
00:23:09: die konservativ beinhaltet.
00:23:12: Und auf der anderen Seite dürfen wir auch, das Wort Stolz darf man in Deutschland
00:23:15: ja eigentlich gar nicht sagen, wir sind ein Land, das eine Prägung hat.
00:23:19: Das Menschen tolerant und mit Nächstenliebe aufnimmt.
00:23:23: Und an diesen Werten sollten wir uns auch schon weithin orientieren.
00:23:27: Natürlich haben wir als Christen auch eine Verantwortung, können ich nur über
00:23:32: Nächstenliebe reden, gerade wenn es um das Thema Migrationspolitik und anderes
00:23:35: geht, was ja gerade ein sehr heikles Thema ist, wo auch Wolfgang Bosbach eine
00:23:39: sehr klare Meinung zu hat.
00:23:40: Aber dieses Wischiwaschi, dieses Hin und Her, ich mache Politik,
00:23:44: damit ich den Menschen nicht zu nahe trete und deswegen rücke ich vielleicht
00:23:48: ein bisschen mehr ins Mainstream ab,
00:23:50: Da bin ich kein Freund davon, sondern ich bin auch ein Freund davon,
00:23:53: dass man sein Statement nach vorne bringt.
00:23:56: Und das ist ja das, was der Bürger hören will. Der will kein Wischiwaschi hören,
00:23:59: der will auch mal eine Entschuldigung hören, aber er will die Wahrheit.
00:24:03: Und Politik muss Wahrheit sagen.
00:24:05: Da haben Sie ja jüngst auch schon einen Anfang gemacht. Sie haben ein Interview
00:24:08: gegeben zum Migrationsgipfel und sagten, ich glaube gegenüber der Welt,
00:24:12: wenn ich mich nicht völlig täusche.
00:24:14: Manche Migranten lutschen den Sozialstaat aus im Zuge der Forderung,
00:24:18: dass wir eine härtere Abschiebepolitik brauchen.
00:24:21: Ich habe mich gefragt, wie kann man denn unterscheiden zwischen dem,
00:24:25: der wirklich hilfsbedürftig ist und dem, der die Hilfe nicht so dolle braucht
00:24:29: und vielleicht abgeschoben werden kann. Ich meine, das ist im Grunde ja auch
00:24:33: eine Frage, die Sie sich hier in der Arche täglich stellen müssen.
00:24:35: Wer braucht die Hilfe wirklich und wer kommt vielleicht einfach nur,
00:24:39: weil es ihm gerade ganz gut gefällt? Also ich denke immer, dass die große Gefahr
00:24:42: ist immer, dass man immer nur Schlagsätze aus einem Interview rausnimmt.
00:24:46: Ich habe das gesagt, aber ich habe nicht nur das gesagt.
00:24:49: Ich habe gesagt, wir haben Schleuserbanken, die bringen Menschen aus Bulgarien
00:24:52: und Rumänien hierher und die lutschen den Sozialstaat aus. Die dürfen eigentlich nicht hier sein.
00:24:58: Wir schicken Kindergeld in deren Länder, obwohl die Kinder gar nicht hier in diesem Land leben.
00:25:02: Und wir können nicht das Geld zum Fenster rausschmeißen, weil wir dieses Geld
00:25:05: anderen wegnehmen. Nämlich die, die wirklich bedürftig sind.
00:25:08: Die, die wirklich aus Kriegsgebieten kommen, die wir unterstützen müssen.
00:25:11: Und wir haben viele Menschen in unserem Land, die eigentlich hier nicht rechtens
00:25:15: leben, die wir wieder ausweisen müssen, weil sie keinen Status haben,
00:25:19: weil sie Straftaten begangen haben.
00:25:22: Und es gelingt uns nicht, diese Menschen auszuweisen, weil wir an der Bürokratie
00:25:26: hängen, weil es eine App gibt, die sie sich gegenseitig zuschieben,
00:25:29: wenn sie abgeschoben werden sollen.
00:25:31: Und das kostet dem Steuerzahler pro Jahr zwischen einer halben Milliarde und
00:25:35: einer Milliarde Euro und wir diskutieren darüber Bürgergeld zu kürzen und solche
00:25:39: Sachen, da müssen wir schneller reagieren, da müssen wir bessere Systeme schaffen, die Menschen in den.
00:25:46: Die Ämtern, die sich um die Migranten kümmern, sind völlig überfordert,
00:25:49: weil die haben viel zu viele Menschen, um die sie sich kümmern müssen.
00:25:52: Da kann man auch nicht im Einzelfall entscheiden, sondern auf dem,
00:25:55: was auf dem Papier steht.
00:25:56: Und das habe ich gesagt, keine Frage. Da stehe ich auch zu. Und ich stehe auch
00:25:59: dazu, dass ein Arzt, der in einem Krankenhaus mit 50 Betten arbeitet,
00:26:03: kann ich 5000 Patienten aufnehmen.
00:26:05: Und ich sage das auch sehr bewusst, wir sind eine von den Organisationen,
00:26:09: über die Angela Merkel gesagt hat, wir schaffen das.
00:26:11: Und sie hat nicht die Frage gestellt, ob wir es wirklich schaffen.
00:26:14: Denn nach zehn Jahren muss man sagen, wir schaffen es nicht mehr.
00:26:16: Wir als soziale Hilfseinrichtungen, die kein Geld vom Staat kriegen und die
00:26:20: auch nicht die Hand beißen darf, die sie füttert, sondern die,
00:26:24: die wirklich die Wahrheit jeden Tag erleben, die müssen sagen,
00:26:27: wir sind an unsere Kapazitätsgrenzen gekommen.
00:26:29: Wir haben nicht genug Wohnraum für die Migranten.
00:26:31: Wir kennen Leute, die sitzen seit acht Jahren im Asylantenheim fest.
00:26:35: Die kommen da nicht raus. Die Leute sind frustriert.
00:26:38: Wir haben Kinder, die in unser Land gekommen sind oder Jugendliche,
00:26:41: weil wir tolerant sind, weil wir ein gutes Land sind, weil wir auch eine soziale Absicherung haben.
00:26:47: Die glauben unseren Nachrichten nicht, sondern ihnen Hassprediger bei TikTok.
00:26:51: Warum? Weil etwas, ein Vakuum entstanden ist. Und wo ein Vakuum entstanden ist,
00:26:55: da entsteht noch etwas anderes.
00:26:56: Nämlich Hass, Gewalt und die Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft wird
00:27:00: immer größer. Die Frustration wird immer größer.
00:27:03: Und ich finde, und das ist auch mein Ansatz als Politiker in Zukunft,
00:27:06: die Themen müssen vom Gartenzaun und von der Wohnungstür an die Öffentlichkeit,
00:27:11: ohne dass man Angst haben muss, ich werde in eine Ecke gestellt.
00:27:14: Und wenn wir unsere Bürger mundtot machen mit den Dingen und nur Schlagzeilen
00:27:19: rausziehen, die nur die halbe Wahrheit sind,
00:27:21: dann werden wir nichts erreichen, dann werden wir den extremen Parteien immer
00:27:25: mehr Menschen zuliefern und das ist falsch meiner Meinung nach und deswegen
00:27:29: braucht es klare Worte und dann bin ich gerne konservativ, wenn es dann um diese
00:27:33: klaren Worte geht, weil das ist die Wahrheit und da gibt es keinen Weg dran vorbei.
00:27:37: Was uns zur Stadtbilddebatte führt. Sie haben mich gerade herausgefordert, darüber zu sprechen.
00:27:45: Friedrich Merz, für die, die es nicht mitbekommen haben, das wird keiner sein,
00:27:48: aber ich sage es trotzdem nochmal.
00:27:49: Friedrich Merz hat gerade das Wort Stadtbild unabsichtlich neu geprägt,
00:27:54: indem er im Zusammenhang mit Migration von einem Problem im Stadtbild sprach.
00:27:59: Und da gab es die Kritik des Generalverdachts gegen nicht deutsch aussehende
00:28:04: Menschen. Den gibt es immer noch, wenn man die sozialen Medien heute mal,
00:28:09: wenn man da heute mal reinschaut, dann kriegt man das automatisch mit.
00:28:13: Sie haben ja hier in der Arche mehrheitlich eben mit diesen Menschen zu tun,
00:28:19: die sich möglicherweise, da können Sie mir gleich was zu sagen,
00:28:22: über die Stadtbildäußerung von Friedrich Merz geärgert haben könnten.
00:28:28: Also was ist denn, weil Sie ja jetzt auch für die CDU antreten,
00:28:32: was ist denn in Ihrem Kopf vorgegangen, als Sie das mit dem Stadtbild gehört
00:28:35: haben und wie kommt das hier in der Arche so an, vielleicht bei den Eltern der
00:28:39: Kinder, die Kinder selber kriegen es vielleicht noch nicht so.
00:28:41: Das muss man alles ein bisschen differenzieren und man kocht dieses Thema natürlich
00:28:45: auch ein bisschen hoch und wenn man sich die Statistiken mal anguckt,
00:28:48: dann sagen 66 Prozent der Bürger, Friedrich Merz hat recht und die anderen Stimmen,
00:28:53: die sich ganz groß bei Social Media hinstellen, die behaupten etwas anderes.
00:28:57: Ich stehe in der Mitte sozusagen, muss sagen, ich erlebe etwas anderes.
00:29:00: Ich habe 2015 erlebt, dass viele Migranten, mit denen wir seit vielen Jahren
00:29:04: zusammenarbeiten, gesagt haben, was wollen die ganzen Ausländer hier?
00:29:07: Ganz eigenartig, wenn tatsächlich Menschen, die selber mal ins Land gekommen
00:29:10: sind, sich wundern über die vielen Geflüchteten, die zu uns kommen und Ängste aussprechen.
00:29:14: Selbst Muslime, die Ängste vor Muslimen haben.
00:29:18: Juden, die Angst haben vor anderen Kulturen.
00:29:21: Und diese Stadtdebatte, habe ich das Gefühl, die findet bei uns gar nicht so
00:29:25: viel statt. Hier in Marzahn-Hellersdorf haben wir ja gar keinen Migrationsanteil,
00:29:28: außer die Geflüchteten.
00:29:29: Und das sind mittlerweile so viele, dass ich sagen muss, die sprechen gar nicht
00:29:33: so viel darüber, über diese Diskussion mit Friedrich Merz.
00:29:36: Vielleicht auch, weil sie gar nicht unsere Medien anhören, unsere Nachrichten
00:29:39: anhören, sondern auf arabischer Sprache dann vielleicht mehr ihre.
00:29:44: Ist das eine Elitendebatte?
00:29:46: Würden Sie sagen? Ich will nicht sagen, dass es eine Elitendebatte ist,
00:29:49: aber ich glaube, es ist einfach, manche Menschen müssen reden,
00:29:52: um zu reden. Friedrich Merz hat zwei Sätze zu wenig gesagt.
00:29:55: Er hat recht, weil überlegen Sie, wir haben bald Weihnachten,
00:29:57: bald stellen wir die ganzen Poller wieder auf. Viele Weihnachtsmärkte sind abgesagt,
00:30:01: weil wir ein Sicherheitsproblem haben.
00:30:02: Am Brandenburger Tor soll die Silvesterfeier abgesagt werden,
00:30:05: weil sie zu teuer ist, weil man nicht genug Geld für die Sicherheit hat.
00:30:08: Das Stadtbild hat sich verändert. Wir haben eine erhöhte Gewaltbereitschaft
00:30:12: unter Jugendlichen und auch unter Geflüchteten, Weil wir Menschen in unserem
00:30:15: Land haben, die aus Afrika kommen, für die es ein Statussymbol ist,
00:30:18: ein Messer bei sich zu tragen.
00:30:20: Und wenn die in einen Konflikt kommen, ziehen sie das Messer.
00:30:22: Also nehmen alle anderen auch Messer mit.
00:30:24: Ich will nicht sagen, dass das an einer Kultur liegt, die die ganzen Messerdinge
00:30:27: hier mitgebracht hat. Und wir haben mittlerweile bis zu 100 Messerattacken am Tag.
00:30:31: Das muss man sich vor Augen halten. Aber ja, es gehört auch dazu,
00:30:35: dass wir sagen müssen, wir haben auch einen immer höheren Rassismus auf den Straßen.
00:30:39: Wir haben immer mehr auch Deutsche, die sich radikalisieren,
00:30:42: die gegen Ausländer auf die Straße gehen.
00:30:44: Und ja, damit hat sich das Stadtbild verändert. Aber es ist nicht einseitig.
00:30:48: Sondern man muss es eben in seinem ganzen Komplexität sehen.
00:30:51: Und die Wahrheit ist, dass Väter, so wie ich, und auch Mütter Angst haben,
00:30:55: wenn ihre Tochter in die Innenstadt fahren, dass nicht etwas passiert.
00:30:58: Und das sagt nicht aus wegen den Geflüchteten, wegen den Migranten.
00:31:02: Sondern wir haben heute ein erhöhtes Risiko, das schneller zugeschlagen wird,
00:31:06: das schneller überfallen wird.
00:31:07: Wir haben eine viel höhere Gewaltstatistik. Wir haben immer mehr häusliche Gewalt.
00:31:11: Wir haben immer mehr sexuellen Missbrauch. Heute sind unsere Kinder nicht mehr sicher.
00:31:15: Und man muss doch diese Themen auch benennen dürfen.
00:31:18: Wie gesagt, Friedrich Merz hätte zwei Sätze mehr sagen sollen,
00:31:20: um das ganze Thema seinen Kritiker zu entschärfen.
00:31:24: Aber selbst wenn er die gesagt hätte, in der Bibel steht, es gibt keinen Gott.
00:31:29: Das steht in der Bibel. Aber danach kommt, spricht der Dummkopf in seinem Herzen.
00:31:33: Wenn ich eine Schlagzeile in die Öffentlichkeit bringen will,
00:31:36: dann schreibe ich in der Bibel, es steht, es gibt keinen Gott.
00:31:38: Und das stimmt ja, aber den Nachsatz vergisst man. Und diesen Nachsatz hat vielleicht
00:31:42: Friedrich Merz vergessen.
00:31:43: Aber im Grunde jeder Bürger, der nach draußen geht, hier in Hellersdorf gab
00:31:47: es 2,9 Prozent Migranten bis 2015.
00:31:51: Das Stadtbild hat sich verändert. Nicht nur negativ, auch positiv,
00:31:55: weil es gibt ja auch mehr Möglichkeiten. Aber die Infrastruktur für die Menschen,
00:31:59: gerade für die Geflüchteten, die haben wir nicht.
00:32:00: Meine Tochter unterrichtet hier in der Arche Hellersdorf Deutsch als Zweitsprache
00:32:04: für die Eltern. Eigentlich für die Eltern der Arche.
00:32:06: Sie hat in ihrem zweiten Kurs jetzt schon 160 Anmeldungen.
00:32:10: Jeden Tag mehr. Und die kommen vom Amt, die uns die Leute schicken,
00:32:14: weil sie nicht mehr in der Lage sind, so viele Menschen zu haben, die sie unterrichten.
00:32:18: Wir haben nicht genug Traumatherapeuten für die Menschen, die aus Kriegsgebieten
00:32:21: kommen. Wir haben nicht genug Psychologen für unsere eigenen Kinder.
00:32:24: Und das sieht man im Stadtbild.
00:32:26: Das muss man sich vor Augen halten. Aber wie gesagt, dann zwei Sätze mehr.
00:32:30: Die Frage ist nur, ob die anderen Kritiker diese zwei Sätze auch gehört hätten.
00:32:33: Formulieren Sie doch mal den einen Satz mehr. Wir bereiten jetzt schon Ihre
00:32:36: Bundeskanzlerwahl vor, merken Sie.
00:32:39: Der Bundeskanzler war. Also hat jetzt gerade jemand geschrieben,
00:32:42: ich sollte Bundeskanzler werden. Ja, sehr lustig. Ich kandidiere nicht als Bundeskanzler.
00:32:46: Nein, nein, aber versuchen Sie mal, was Sie da an Herrn Merz kritisieren.
00:32:49: Vielleicht, was fehlt denn? Also ich kritisiere es nicht unbedingt.
00:32:52: Ich finde, dass man auch manchmal polarisieren muss, um ins Gespräch zu kommen.
00:32:55: Nur es findet kein Gespräch statt. Es findet Hass und Hetz statt.
00:32:58: Das ist meine Meinung. Man kann heute nichts mehr sagen, um die Menschen in
00:33:02: Bewegung zu bringen, um über Dinge nachzudenken, weil es sofort innerhalb von
00:33:05: fünf Minuten einen Social-Media-Post gibt, der so verletzend ist,
00:33:08: dass man eigentlich gar nichts mehr sagen möchte.
00:33:10: Friedrich Merz kann vielleicht nicht so gut zurückrudern und hätte im zweiten
00:33:14: Interview sagen können, ja, wir haben noch ein Problem mit der Integration der
00:33:17: Menschen, die zu uns kommen, weil wir relativ viele haben. Wir müssen besser
00:33:21: werden mit dem Bau von Wohnraum.
00:33:23: Wir müssen besser werden mit der Bildung, weil wir immer noch unglaublich viele
00:33:26: Kinder haben, die in die erste Klasse kommen und nicht Deutsch können.
00:33:30: Und die werden immer die Abgehängten bleiben.
00:33:32: Und wir haben ein unglaubliches Sicherheitsproblem und das müssen wir bekämpfen.
00:33:35: Und dieser Satz hat mir gefehlt.
00:33:37: Sie haben gerade gesagt, man kann in der Öffentlichkeit ja kaum noch was sagen,
00:33:40: ohne dass man danach angefeindet wird.
00:33:42: Nun sind Sie ja jemand, der seit vielen Jahren schon, das haben wir ja eben
00:33:46: auch schon mal besprochen, mahnend in die Politik spricht und mahnend in die
00:33:50: Öffentlichkeit spricht.
00:33:53: Ich erinnere mich im letzten Gespräch, das haben wir vor einem Jahr geführt,
00:33:56: da haben Sie gesagt, nun erkennen auf einmal alle, es gibt ein Antisemitismusproblem,
00:34:00: aber das sagen wir doch schon seit 20 Jahren.
00:34:02: Und in der Corona-Zeit, da hatten wir auch mal ein kurzes Interview, da sagten Sie.
00:34:06: Die Jugendlichen würden alleine gelassen, haben damals schon davor gewarnt und
00:34:11: heute sehen wir ja ein massives Bildungsproblem, das zum Teil auch daraus resultiert.
00:34:17: Also die Frage, fühlen Sie sich
00:34:19: manchmal im biblischen Sinne wie so ein Prophet, der nicht gehört wird?
00:34:23: Und was erleben Sie denn an Anfeindungen? Weil irgendwie habe ich das Gefühl,
00:34:27: das trifft Sie nicht so dolle.
00:34:29: Sie sind immer so der gute Bernd Segelkow von der Arche. Das ist das,
00:34:34: was nicht an die Öffentlichkeit kommt, weil ich muss auch nicht über alles reden.
00:34:36: Also ich habe zwei Morddrohungen bekommen, ich habe hier jahrelang E-Mails bekommen,
00:34:40: ich soll den Bezirk verlassen.
00:34:42: Ich habe Menschen, die die Arche nicht mehr unterstützen, weil wir eben auch
00:34:47: sehr deutlich sind mit dem, was wir sagen.
00:34:50: Und sie bringen eigentlich das, was ich gesagt habe, der letzten Jahre.
00:34:53: Aber es gab ein großes Tagesspiegel, Interview 2003, wo ich sehr deutlich gemacht
00:34:58: habe, wenn es so weitergeht, werden wir Security an den Schulen haben.
00:35:01: Wir werden verwahrloste Kinder finden und vieles andere.
00:35:04: 2005 starb Jessica in Hamburg an den Folgen von Verwahrlosung.
00:35:08: Die hat ihre Haare gegessen und ihre Mutter hat ihr kein Essen gegeben.
00:35:12: Daraufhin haben wir eine Arche gegründet. Und ich bin einige Jahre später wieder
00:35:16: gefragt worden, wie finden Sie das, dass Sie Visionär sind, dass Sie Prophet
00:35:22: sind und diese Dinge vorausgesehen haben.
00:35:24: Da habe ich gesagt, wissen Sie, man muss kein Visionär sein, um Menschen.
00:35:28: Dinge zu sehen, die schieflaufen, wenn man nichts verändert.
00:35:33: Wenn wir nicht in das Bildungssystem eingreifen heute, dann wird es noch viel
00:35:37: schlimmer werden, als es je zuvor war. Und es ist schon schlimm.
00:35:41: Unser Bildungssystem ist so marode, wie es noch nie war seit der Gründung der Bundesrepublik.
00:35:45: Wir haben Kinder auch durch Corona, die können sich im Unterricht nicht mehr konzentrieren.
00:35:49: Wir haben ein unglaubliches Mobbing-Problem an den Schulen.
00:35:52: Wir haben eine erhöhte Gewaltbereitschaft. Wir haben immer mehr Schulabgänger,
00:35:55: die einen Schulabschluss nicht
00:35:56: schaffen. 30 Prozent aller Erstklässler schaffen die erste Klasse nicht.
00:35:59: Und keiner schreit, Hilfe, wir müssen jetzt was tun.
00:36:03: Ganz leise rufen sie, machen Podiumsdiskussionen.
00:36:06: Wir haben ganz viele von Bürgergeld lebende Aufstocker, also hier in diesem
00:36:12: Bezirk, die meisten von ganz Deutschland, die gehen arbeiten,
00:36:15: meistens alleinerziehende Frauen, die gehen arbeiten, vielleicht nur 30 Stunden,
00:36:18: müssen zum Jobcenter gehen und sich alimentieren lassen.
00:36:21: Und das macht was mit denen. Und ich habe mal den Vorschlag gemacht,
00:36:24: man sollte doch die Arbeit zu pensionieren. Das Jobcenter kann das Geld doch
00:36:26: an den Arbeitgeber überweisen.
00:36:28: Der muss die Mutti nicht noch zum Jobcenter rennen. Das habe ich mal bei Markus
00:36:31: Lanz in der Sendung gesagt und bekam sofort dann auch eine E-Mail vom Jobcenter.
00:36:35: Das wäre so einfach, man könnte das gut machen. Es war nicht mal Kritik.
00:36:38: Es sind ja einfache Dinge, die viele Sachen vereinfachen könnten.
00:36:43: Machen wir so weiter, werden wir in fünf oder zehn Jahren vor einem Chaos stehen,
00:36:48: das wir nicht mehr bewältigen können.
00:36:50: Die Spitze ist nicht, dass 2029 eine radikale Partei 40 Prozent haben wird.
00:36:57: Sondern das Problem ist, dass die Menschen uns auf der Strecke bleiben und nicht
00:37:00: nur, weil sie in eine extreme Richtung wählen, sondern weil das Leben für sie
00:37:05: nicht mehr möglich sein wird.
00:37:07: Und wir haben nicht nur ein Einnahmeproblem, sondern wir haben auch ein Ausgabeproblem.
00:37:12: Wir haben uns einfach auch eingerichtet in unserem Land.
00:37:15: Eigentlich gehört unser Sozialsystem reformiert.
00:37:17: Wenn Sie überlegen, was wir alleine für Jugendhilfe ausgeben und am Ende des
00:37:22: Tages gucken wir uns die Jugendlichen an, was passiert.
00:37:24: Wir geben in Berlin am meisten Geld aus für die Schüler.
00:37:27: Der ist 4000 Euro mehr pro Jahr als Bayern ist bezahlt und trotzdem sind wir
00:37:32: beim Bildungsrenkring viel weiter unten als Bayern.
00:37:35: Woran liegt das? Diese Frage muss man sich stellen und man muss dann sehen,
00:37:39: wo sind die Lösungen. Und da braucht es Fachleute, die an diesen Lösungen arbeiten.
00:37:42: Und nicht nur Visionäre, die sagen, wie düster die Zukunft ist.
00:37:46: Sie haben am Anfang des Gesprächs schon auf Ihr Buch hingewiesen,
00:37:49: das 2024 erschienen war, das Verbrechen an unseren Kindern.
00:37:53: Und darin kritisieren Sie ja viele der Dinge, die Sie jetzt auch nochmal angesprochen haben.
00:37:57: Sie erklären, also im Grunde ist das auch ein bisschen ein Rundumschlag,
00:38:00: das haben Sie damals auch zugegeben, dass es auch der Sinn war.
00:38:03: Die Bildungspolitik, Integrationspolitik, Kindersozialpolitik,
00:38:07: alles ist quasi gescheitert.
00:38:09: Nun ist ja seit dem Erscheinen des Buchs ein bisschen was passiert.
00:38:12: Wir haben eine neue Regierung in Deutschland.
00:38:14: Friedrich Merz war damals noch nicht Bundeskanzler, als Sie das Buch geschrieben
00:38:16: haben. Da konnten Sie noch fröhlich über die Ampel schimpfen,
00:38:19: die damals noch im Amt war.
00:38:20: Ich habe nicht nur über die Ampel geschimpft, ich habe auch über manche CDU-Politiker
00:38:23: geschimpft. Das stimmt.
00:38:25: Trotzdem die Frage, hat sich denn jetzt eigentlich schon was verändert in Ihren Augen?
00:38:29: Oder geht es aus der Sozialpolitik betrachtet oder aus dem Sozialarbeiter,
00:38:34: aus Sozialarbeitersicht einfach so weiter, wie es funktioniert?
00:38:36: Na ja, es hat sich ein bisschen schon was geändert, auch in Berlin.
00:38:38: Aber das sind alles so Tropfen auf dem heißen Stein.
00:38:41: Ich fordere ja schon seit langer Zeit, dass es ein verbindliches Vorschuljahr gibt.
00:38:45: Die Berliner CDU hat jetzt gerade das Chancenjahr umgesetzt,
00:38:48: wo eben Kinder auch, bevor sie in die Schule kommen, die deutsche Sprache lernen.
00:38:51: Da muss man erstmal gucken, wie das anläuft, weil wir eben in diesem Jahr,
00:38:54: hat das ja noch nicht gegriffen, wir haben hier in der Nachbarschaft eine Schule,
00:38:57: sind 120 Kinder in die erste Klasse eingeschult worden, davon können 60 Kinder kein Deutsch.
00:39:03: Das heißt, diese Kinder werden die Versager bleiben und es wird sich erst in
00:39:06: Zukunft zeigen, ob diese Systeme, die man umsetzt, greifen. Nehmen wir zum Beispiel
00:39:11: das Schulessen in Berlin, das ja kostenlos ist.
00:39:13: Das habe ich ja schon auch ewige Zeiten schon gefordert. Ich bin ja eigentlich
00:39:16: froh, dass es dieses Schulessen gibt.
00:39:18: Jetzt macht man natürlich diesen großen Fehler. Erstmal kriegen alle das Schulessen
00:39:21: kostenlos, egal ob sie es sich leisten können oder nicht leisten können.
00:39:24: Da sollte man vielleicht auch nochmal Differenzierung vornehmen.
00:39:26: Jetzt haben wir aber das große Problem, dass dann immer mehr Schulen kein Keterer
00:39:30: mehr da ist, der dieses Essen liefert. Und warum nicht?
00:39:33: Weil der bekommt nur das Essen bezahlt, was auch tatsächlich genommen wird.
00:39:37: Das heißt, es wird unglaublich viel weggeschmissen, weil viele Eltern melden
00:39:42: ihre Kinder einfach nicht ab. Weil sie sagen, das Essen ist ja kostenlos.
00:39:45: Und wenn er nur das bezahlt bekommt, was er ausgibt, dann macht er einen erheblichen Verlust.
00:39:51: Und darüber denkt man dann auch nicht mehr in Ruhe nach. Wie kann man das Problem
00:39:54: sozusagen lösen, dass der Keterer nicht am Ende des Tages die Arschkarte hat
00:39:58: und dann eben nicht mehr die Schule beliefert.
00:40:01: Und dann ist der Aufschrei groß, die Politiker sind schuld, dass jetzt kein
00:40:04: Keterer mehr gefunden wird. Es wird einfach nicht im Detail genug nachgedacht,
00:40:08: weil die Berater nur einseitig denken.
00:40:11: Ich merke das immer wieder, ich war Sachverständiger in der Kinderkommission
00:40:15: und ich frage mich manchmal, was sitzen dort für Leute.
00:40:18: Ich habe manchmal das Gefühl, da sitzen Politiker, die kein anderes Amt mehr
00:40:22: haben, aber die haben nicht unbedingt die Ahnung von den Kindern,
00:40:25: was sie brauchen und sie haben darüber gesprochen.
00:40:27: Dass ja die Ganztagsschule flächendeckend in Deutschland kommen soll.
00:40:30: Und ich habe dann nach den Konzepten gefragt. Ich habe gesagt,
00:40:33: ihr habt Schulen in den Brennpunkten, die teilen sich jetzt schon mit dem hortigen
00:40:36: Klassenraum. Wo wollt ihr denn die Räume hernehmen?
00:40:39: Warum fragt ihr nicht die Träger wie die Arche zum Beispiel,
00:40:42: die in der Nachbarschaft der Schule sind, dass man vielleicht deren Räume mitnutzen
00:40:46: kann? Weil wenn die Kinder tatsächlich erst um 16 Uhr aus der Schule kommen,
00:40:49: dann muss ich mir auch nachdenken, wie arbeite ich zukünftig.
00:40:52: Wobei wir arbeiten ja schon auch an Schulen. Also wir sind da ja schon mittendrin.
00:40:55: Aber diese Frage wird nicht genug gestellt. Oder wo kommt das Personal her,
00:40:59: das dann den ganzen Tag macht?
00:41:01: Wie können wir mehr mit Sportvereinen zusammenarbeiten und solche Dinge?
00:41:04: Und man merkt einfach, man stopft dann mal schnell ein Loch oder nehmen wir
00:41:08: mal die Kindergrundsicherung.
00:41:10: Da weiß eine Ministerin, egal von welcher Partei sie ist, nicht kostet die zwei
00:41:14: Milliarden oder kostet sie zwölf Milliarden.
00:41:16: Dann einigt man sich auf einen Kompromiss auf den Rücken unserer Kinder und
00:41:19: dann kommen da 2,5 Milliarden Euro raus, von der 400 Millionen Euro pro Jahr
00:41:25: in die Entbürokratisierung gehen. Und was will man damit machen?
00:41:28: Ich saß auch dort als Sachverständiger.
00:41:30: Da will man ein zweites Amt neben dem Jobcenter schaffen, oder wollte man,
00:41:34: wo die Leute hingehen müssen. Das ist doch keine Entbürokratisierung.
00:41:37: Und dann hat man 5,6 Millionen Familien, die auf 2,1 Milliarden Euro zurückgreifen können.
00:41:43: Und das sind pro Familie und Monat 30 Euro, egal wie viele Kinder es sind.
00:41:47: Da wird überhaupt nicht nachgedacht. Da haut man eine Summe in den Raum rein,
00:41:51: die völlig unrealistisch ist.
00:41:52: Und am Ende des Tages bleibt der dumme Bürger dumm.
00:41:56: Ja, ich höre schon wieder den Ärger.
00:42:00: Ich hatte eigentlich erwartet, dass Sie vielleicht sagen, ja,
00:42:02: das ein oder andere hat sich ja doch auch jetzt zum Guten. Ja, will ich ja nicht.
00:42:06: Ein paar Dinge sind ja auch gut, gar keine Frage. Das will ich gar nicht.
00:42:09: Aber ich muss natürlich auch die Themen ansprechen, die mich bewegen.
00:42:12: Sonst bewegt sich nichts.
00:42:13: Weil wir, wissen Sie, in Deutschland brauchen wir fünf Generationen,
00:42:16: um aus der Armut rauszukommen.
00:42:17: Und das ist kein Weg, den ich in dem Land der Dichter und Denker und der Eliten
00:42:21: sehen möchte. Sondern ich möchte eine Besserung sehen.
00:42:23: Es gibt keine kurzfristigen Lösungen, gar keine Frage. Aber man muss langfristig
00:42:27: an Lösungen arbeiten, die man auch kurzfristig umsetzen kann.
00:42:30: Wenn Sie sagen, kurzfristig umsetzen, das wäre ja dann, kann man so sehen,
00:42:35: sollten Sie dann gewählt werden und so weiter, dann wäre das ja Ihr Job.
00:42:38: Das wäre mein Job, die Finger in die Wunde zu legen. Ich bin natürlich in der
00:42:42: Landespolitik ganz schlecht aufgehoben, weil ich kann dann ja nur in Berlin was bewegen.
00:42:46: Und die Frage ist, was ist zu bewegen? Eigentlich müsste man die Bundesregierung
00:42:49: und die jetzt da sind so aufrütteln und sagen, Leute, wir haben in Deutschland
00:42:53: keine Bodenschätze, jetzt kümmert euch mal um die Kinder, das ist unser einziges
00:42:55: Gut, was wir haben. Und davon gibt es ja immer weniger.
00:42:58: Wir schaffen ja gar keine Anreize mehr, dass Menschen Kinder in die Welt setzen,
00:43:02: weil die sind ja ein unkalkulierbares Armutsrisiko.
00:43:04: Das muss sich dringend verändern und dafür stehe ich, keine Frage.
00:43:07: Und da werde ich nicht nur in der
00:43:08: Landespolitik, sondern auch in der Bundespolitik meinen Mund aufmachen.
00:43:11: Und ich muss Menschen finden, sage ich mal, auch Politiker, die das mit bewegen.
00:43:15: Sonst werde ich auch nur eine Stimme sein wie der Rufer in der Wüste,
00:43:18: wenn ich es mal biblisch sehen darf und in der Wüste sind keine Leute.
00:43:21: Gibt es denn konkrete Maßnahmen, die Ihnen jetzt schon unter den Nägeln brennen,
00:43:26: um es mal sprichwörtlich zu sagen, die Sie schon anstreben oder wo Sie nur darauf
00:43:30: warten, dass Sie endlich wirklich da auch was bewegen können im politischen Bereich?
00:43:34: Naja, ich schreibe ja Konzepte auch selber persönlich und schiebe die in den
00:43:38: Deutschen Bundestag oder schiebe die zu Politikern.
00:43:40: Es sind ja häufig auch einfache Lösungen. Wir haben Probleme gerade,
00:43:44: was das Thema Bildung betrifft. Wir haben nicht genug Lehrer.
00:43:46: Wir haben ja in der Nachbarschaft eine Schule, die hat 60 Prozent Quereinsteiger.
00:43:49: Ist ja nicht so schlimm. Sie haben wenigstens Leute, die sich kümmern.
00:43:53: Aber warum reformieren wir denn nicht das Lehramtsstudium?
00:43:56: Ich profitiere davon, dass ich meine eigenen Kinder in der Arche,
00:43:59: die gerade ihren Schulabschluss geschafft haben, denen kann ich die Chance geben,
00:44:03: ihre berufsbegleitende Ausbildung als Erzieher in der Arche zu machen.
00:44:06: Also kann ich sie noch zusätzlich während ihrer Ausbildung in der Arche sozialisieren
00:44:09: und schulisch unterstützen.
00:44:11: Warum ist das Lehramtsstudium nicht dual? Die meisten Abbrecher im Lehramtsstudium
00:44:15: sind im Referendariat, weil sie dann die Schulen kennenlernen.
00:44:18: Wir brauchen junge dynamische Lehrer und wenn man die parallel zu ihrem Studium
00:44:22: gleich mit in der Schule einsetzt, dann passieren mehrere Dinge. Die verdienen Geld.
00:44:26: Sie müssen also nicht nebenbei arbeiten gehen. Sie lernen die Kinder schon sofort
00:44:30: kennen. Sie sind jung genug, dass die Kinder sie auch vielleicht noch akzeptieren.
00:44:33: Und wir drücken das Problem mit den zu wenig Lehrern, die wir haben.
00:44:37: Dann schafft man das Referendariat ab, weil sie von vornherein ja schon in der
00:44:41: Schule sind und macht einfach das Studium ein Jahr länger.
00:44:44: Das könnte schnell ein Problem lösen, das wir haben. Muss man umsetzen, dauert eine Zeit.
00:44:48: Aber das ist eine Idee, die ich habe, die ich ganz schnell umgesetzt haben möchte.
00:44:51: Diese 65.000 Schulabgänger, die jedes Jahr ihren Schulabgangsschluss nicht schaffen,
00:44:55: ja, haben wir jedes Jahr mehr,
00:44:56: könnte man mit Maßnahmen, wo sie sofort nach der Schule, die sie nicht geschafft
00:45:01: haben, nochmal ein Jahr in einen Betrieb bringen, in soziale Einrichtungen,
00:45:05: Handwerksbetrieb oder sonst irgendwas, wo sie ein kleines Taschengeld verdienen,
00:45:09: verpflichten, dass sie dort arbeiten, um dort nebenbei auch noch Schule machen können.
00:45:14: Das würde helfen, dass der Arbeitgeber auch Menschen kennenlernen,
00:45:17: denen er vielleicht so keine Chance geben würde. und denen er anschließend vielleicht
00:45:20: auch einen Ausbildungsplatz einräumt.
00:45:23: Maßnahmen, die man überlegen muss,
00:45:24: wo man auch mit Ökonomen und Experten zusammensitzen muss, keine Frage.
00:45:28: Aber man muss die Themen angehen und dafür werde ich sorgen.
00:45:30: Da warte ich drauf, dass ich das machen kann, keine Frage.
00:45:32: Ich merke schon, Sie haben in dem Buch, über das wir jetzt schon ein paar Mal
00:45:35: gesprochen haben, auch geschrieben, eine Sache, die mir noch sehr in Erinnerung
00:45:39: geblieben ist, weil ich die total einleuchtend und zugleich für politisch nicht,
00:45:44: also umsetzbar schon, aber nicht den politischen Willen sehe, sowas umzusetzen.
00:45:48: Sie haben vorgeschlagen, der Bund soll 600 Euro pro Kind investieren.
00:45:51: 300 Euro davon sollen direkt in die Schulen und die Kitas fließen.
00:45:55: Die restlichen 300 direkt auf ein Konto des Kindes.
00:45:59: Jetzt muss ich, Sie sind ja jetzt CDU-Mitglied. Können Sie Herrn Merz dann von sowas überzeugen?
00:46:04: Natürlich werde ich die Politik davon nicht überzeugen. Das ist auch nur ein
00:46:07: Beispiel, wie man es machen könnte. Was ich damit aussagen will,
00:46:09: ist, dass das Geld beim Kind ankommen muss.
00:46:12: Das heißt nicht, dass die Eltern, wenn das auf ihr Konto landet,
00:46:14: dass sie es falsch ausgeben.
00:46:16: Aber man muss auch sich im Klaren sein, wenn in diesen Familien der Kühlschrank
00:46:19: kaputt geht, dann wird irgendwelches Geld genommen, um den Kühlschrank zu reparieren,
00:46:22: was den Kindern ja auch zugute kommt. Aber ergänzend dazu, wenn wir unser Bildungssystem
00:46:27: reformieren, dann kostet das Geld, gar keine Frage.
00:46:29: Und wenn sich das am Kind orientiert, was ja jetzt im Moment noch nicht so ist,
00:46:33: dann wird es dem Kind in letzter Instanz etwas bringen.
00:46:35: Und wenn das Kind das Geld zur Verfügung hat, das muss ja nicht auf seinem Konto
00:46:39: sein, sondern wir könnten ja eine
00:46:40: App einrichten, die Politik redet von Chancen-App, übrigens meine Idee.
00:46:45: Eine App einrichten, mit dem das Kind seinen Nachhilfeunterricht bezahlt.
00:46:49: Denn wir haben ja in Deutschland das Problem, dass außerschulische Nachhilfe
00:46:52: Geld kostet. Und das Bildungs- und Teilhabepaket ja eigentlich im Vergleich ein Witz ist.
00:46:56: Unsere jüngste Tochter, also die Tochter, die meine Frau mit in die Ehe gebracht
00:47:00: hat, die muss außerschulische Nachhilfe nehmen, bei der deutschen Schülerhilfe.
00:47:03: Das war das günstigste, was wir gefunden haben.
00:47:06: Kostet eine Stunde pro Woche 140 Euro im Monat.
00:47:10: Jetzt kann sich ja gar kein Bürgergeldbezieher leisten. Das heißt,
00:47:13: dieses Geld auf eine Handy-App. Und das Geld wird nicht bei den Eltern abgebucht,
00:47:17: sondern dann beim Jobcenter.
00:47:18: Dann würde das ankommen, dass jetzt 600 Euro sind oder 500 Euro.
00:47:22: Es geht um die Idee, dass wir dem Kind helfen.
00:47:25: Und die Idee, an Friedrich Merz weiterzugeben, gut, ich bin ein bisschen weit
00:47:28: weg von Friedrich Merz, aber die wird sicherlich ankommen.
00:47:31: Die wird da delegieren an seine Bildungsministerin.
00:47:33: Die werden sie delegieren an irgendwelche Kommissionen, die darüber reden.
00:47:38: Und dann wird es unter Umständen totgeredet. Ich habe aber für mich,
00:47:42: mir gesagt, ich werde so lange in der Politik darüber reden,
00:47:45: wie ich die Chance habe in der Politik darüber reden.
00:47:48: Und wenn den Leuten das auf den Sack geht, dann geht ihnen das eben auf den
00:47:51: Sack. Ich habe ja nichts zu verlieren.
00:47:53: Ich gehe nicht in die Politik, weil ich mir einen Namen machen will oder weil
00:47:56: ich einen Orden haben will. Sind wir wieder beim biblischen Propheten.
00:47:59: Da war das so ähnlich, glaube ich.
00:48:01: Die haben auch einfach so lange geredet, bis die Leute ihnen zuhören mussten.
00:48:05: Ich weiß nicht, ob Sie das auch so sehen. Sie sind ja viel mehr im Thema als ich.
00:48:09: Aber ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass wir, wenn wir über Kinder sprechen
00:48:13: derzeit, dass wir eigentlich in der Politik nicht so viel über Grundsicherung,
00:48:20: Bildung und so weiter sprechen.
00:48:21: Sie haben eben erzählt, Sie sind jetzt bald auf dem Podium, wo es auch um Medienschutz geht.
00:48:25: Also das ist so mein Eindruck, wenn es im Moment in der öffentlichen Debatte
00:48:29: um Kinder und Jugendliche geht, dann reden wir über Social Media und über die
00:48:32: Gefahren, was ja durchaus auch angebracht ist.
00:48:36: Aber ich habe so den Eindruck, als würden die anderen Themen gerade ein bisschen hinten runterfallen.
00:48:41: Wie sehen Sie das? Also ich finde das auch, weil wir sollten auch viel mehr
00:48:44: über Kinderrechte reden und wir haben noch ein großes Problem,
00:48:48: was nur eine Woche lang in den Schlagzeilen war, was mich wirklich aufgerüttelt hat.
00:48:53: Das ist, dass die Europäische Kommission und Deutschland ermahnt hat.
00:48:59: Zu langsam zu sein in der Bekämpfung der Kinderarmut und der Obdachlosenarbeit.
00:49:03: Und das muss uns doch wirklich auch zu denken geben, dass es hier geht es nicht
00:49:07: um Social Media oder um Medienkonsum, sondern hier geht es um Existenzen,
00:49:12: hier geht es um Zukunftschancen.
00:49:14: Die Gewaltstatistik der Polizei sagt, dass die Gewaltbereitschaft unter den
00:49:19: unter 14-Jährigen ins Unermessliche steigt. Und warum?
00:49:22: Nicht, weil Geflüchtete Messer tragen, sondern weil junge Leute keine Perspektive mehr sehen.
00:49:26: Und an dieser Perspektive müssen wir arbeiten und da geht es nicht in erster Linie um Social Media,
00:49:31: dann lass uns doch Social Media gebrauchen, damit die Kinder gut lernen,
00:49:34: weil Social Media ist auf der einen Seite eine große Chance,
00:49:37: auf der anderen Seite beim Brandherd und wir müssen ein Zwischending finden,
00:49:40: ja, nur darüber zu reden, ein Handyverbot an den Schulen.
00:49:43: Ich bin im Grunde auch dafür, aber man kann auch das Handy für Lehrstoff benutzen.
00:49:48: Ich gehe mit meiner Frau mit unseren beiden Hunden auch in Brennpunktschulen
00:49:51: und wir machen Unterricht zum Thema Sozialkompetenz und die Kinder heranführen
00:49:55: an den Unterricht. Und wenn ich ein Kind in der zweiten Klasse frage,
00:49:58: was ist neun geteilt durch drei, dann sagt das Kind, ich habe keine Ahnung.
00:50:01: Aber wenn ich dem Kind sage, ich gebe dir neun Euro und ihr seid drei Personen,
00:50:04: wie viel kriegt jeder, dann sagt das Kind drei Euro.
00:50:07: Das kann es wie aus der Pistole geschossen. Und das muss uns gelingen,
00:50:10: dass wir dahin kommen, das auf die Kinder runterzubrechen, die Themen.
00:50:14: Und nicht zu sagen, oh, das ist eine Gefahr unserer Kinder.
00:50:17: Pornografie ist eine Gefahr von unserer Kinder. Das weiß doch jeder.
00:50:19: Da muss ich nicht lange drüber diskutieren oder es gemobbt wird im Internet
00:50:22: oder es bestimmte Inhalte im Internet schlecht für unsere Kinder sind.
00:50:25: Ja, darüber muss ich nachdenken und Konferenzen halten, wie ich das besser machen
00:50:29: kann, wie ich einen Schutz ins Internet bringe.
00:50:31: Aber ich muss in erster Linie mal darüber nachdenken. Es gibt so einen schönen Spruch, der sagt...
00:50:35: Bildung ist der Schlüssel aus der Armut. Das stimmt. Aber wenn ihre Rahmenbedingungen
00:50:39: nicht stimmen, dann kann auch das Angebot nicht passen.
00:50:42: Das heißt, ich muss erstmal einen Rahmen schaffen, in dem Kinder gesund aufwachsen.
00:50:46: Wo es wieder darum geht, Familien zu stärken und Kinder stark zu machen.
00:50:50: Und dann geht es auch darum, alleinerziehenden Perspektiven zu geben.
00:50:54: Denn wenn die ihre Perspektive verlieren, suggerieren sie ihrem Kind etwas,
00:50:58: was das Kind dann auch nachvollzieht.
00:51:00: Wir reden heute nicht über die Altersarmut von alleinerziehenden Müttern,
00:51:04: die uns unglaublich viel Geld kostet.
00:51:06: Auch das sind Themen, die schieben wir nach hinten, weil sie nicht aktuell sind.
00:51:09: Und wir blenden mit diesem Social-Media-Thema oder mit den Gefahren für Kinder
00:51:13: das eigentliche Problem nur aus, um nicht darüber reden zu müssen.
00:51:17: Symptombekämpfung würde man das? Im Grunde ja.
00:51:20: Sie haben, ich glaube auch im letzten Interview, das wir geführt haben,
00:51:24: gesagt, wir leben in einem Land der Chancenungleichheit.
00:51:26: Das ist ja jetzt ein paar Monate her. Hat sich irgendwas daran geändert?
00:51:30: Wenn ich Sie so reden höre, dann würde ich ja fast die Antwort schon vorwegnehmen.
00:51:34: Aber sagen Sie mal. Na, die Bildung unserer Kinder ist immer noch abhängig vom
00:51:37: Einkommen der Eltern und, so krass es klingt, vom Förderverein der Schule.
00:51:40: Und jetzt gehen Sie mal in so einen Brennpunkt, da finden Sie keine Fördervereine,
00:51:44: da finden Sie nicht mehr Eltern, die zum Elternabend gehen.
00:51:46: Und wir haben in Berlin zum Beispiel ein kostenloses Nahverkehrsticket,
00:51:50: jetzt machen sie das doch einfach so, dass sie die Kinder zwei Stationen mit
00:51:53: der U-Bahn fahren lassen oder mit der Straßenbahn, um in andere Schulen zu gehen
00:51:56: und teilen sie mal diese ganzen Brennpunktschulen auf.
00:51:59: Das hat mein Pressesprecher vor kurzem in einer Partei gesagt,
00:52:02: die sie mir gerade vorgeschlagen hat, wo ich besser aufgehoben wäre.
00:52:05: Da hat tatsächlich jemand aus dieser Partei gesagt, sie wollen doch wohl nicht,
00:52:08: dass unsere Kinder mit diesen Kindern in eine Klasse gehen.
00:52:11: Und das ist doch beschämend, wenn wir in sozialen eingestellten Parteien,
00:52:15: und bestimmt gibt es solche Stimmen auch in der CDU, gar keine Frage,
00:52:18: Menschen haben, die sowas denken.
00:52:20: Da geht es nicht um das Wohl des Kindes, sondern da geht es um mein Wohl.
00:52:24: Und die meisten Menschen, die hier über sagen, wir müssen Toleranz sein,
00:52:29: und wir leben ganz häufig in der ganz falsche Toleranz, die leben nicht in den
00:52:32: Gebieten, wo es gefährlich ist.
00:52:33: Die leben in Villengebieten, die können abends um 22 Uhr noch auf die Straße
00:52:38: gehen, aber gehen Sie mal hier in Hellersdorf oder in Neukölln um 22 Uhr auf die Straße als Frau.
00:52:43: Und da spricht Friedrich Merz natürlich über seine Töchter.
00:52:46: Und dann sagen natürlich alle Leute, wir sind die Töchter.
00:52:49: Und stimmt ja auch, da fehlen eben diese zwei Sätze, die nicht gesagt hat und
00:52:52: deswegen muss man dagegen demonstrieren und deswegen muss man die zwei Sätze sagen.
00:52:56: Aber man muss auch sagen, wie bekämpfe ich denn die Gewalt auf der Straße?
00:53:00: Was tue ich dafür, dass junge Leute nicht mehr die Faust ballen oder das Messer
00:53:03: ziehen, weil sie sich unverstanden fühlen?
00:53:05: Da muss ich ansetzen und nicht sagen, so, ich beschränke dir deinen Medienkonsum
00:53:08: oder ich beschränke dir dein Handy.
00:53:10: Das ist häufig das einzige Statussymbol, was sie haben. Und nehme ich den Kindern
00:53:13: ihr Handy, nämlich in ihre Würde.
00:53:15: Komisch, ne? Wenn die Würde am Handy hängt. Und das ist unser Problem.
00:53:19: Frau Prien hat sich gerade, wenn ich jetzt nicht völlig falsch ticke,
00:53:23: sehr deutlich für ein Handyverbot an Schulen ausgesprochen.
00:53:27: Sie hat ja auch nicht Unrecht. Was sucht das Handy an der Schule,
00:53:29: wenn ich es nicht für den Lehrstoff nehme?
00:53:32: Aber das kann ja nicht die Lösung sein zu sagen, wir bekämpfen das Problem,
00:53:36: indem wir ein Handyverbot machen.
00:53:38: Was haben wir denn für eine Alternative, die wir den Kindern dafür bieten?
00:53:41: Ich nimm dir etwas. Dafür kriegst du aber nichts.
00:53:44: Du kriegst immer noch die Scheißbildung, da steht der Lehrer immer noch vorne
00:53:48: an der Tafel und erklärt dir was, was du nicht verstehst. Was bringt denn das den Kindern?
00:53:53: Ich muss den Kindern auch ein Angebot schaffen, eine Alternative.
00:53:56: Ich habe gestern zum Thema Gewaltprävention was gemacht.
00:53:59: Da hat eine Mitarbeiterin gesagt, ich habe zwei Jungs, die rangeln miteinander.
00:54:03: Und dann gehe ich dazwischen und möchte das nicht. Wenn dann sagen die Jungs,
00:54:05: wir rangeln doch nicht, wir prügeln uns doch gar nicht.
00:54:07: Und dann sagt sie, wie soll ich denn damit umgehen? Da habe ich gesagt,
00:54:09: schaff denen doch eine Alternative. Weil du Angst hast, dass es eskaliert,
00:54:12: möchtest du das nicht. Aber Jungs wollen ja auch einen Wettkampf miteinander.
00:54:15: Dann stell dich mit denen kurz auf den Weg nach draußen und mach ein Wettrennen, wäre schneller.
00:54:19: Oder mach ein Wethüpfen, wäre schneller. Biete mal eine Alternative und das leuchtet dir ein.
00:54:24: Sie hat gesagt, ich kann ja nicht immer nur verbieten, sondern ich muss auch
00:54:26: Alternativen schaffen. Und es ist mit dem Handyverbot genau das Gleiche.
00:54:29: Was ist die Alternative? Was ist der Anreiz, den ich in der Schule habe?
00:54:33: Meine Frau und ich unterrichten ja eben mit den beiden Hunden und einmal waren
00:54:37: in der Klasse nur fünf Schüler.
00:54:39: Und dann habe ich dann zu den Kindern gesagt, wo sind denn die anderen?
00:54:42: Und da haben die Kinder zu mir gesagt, die wussten ja nicht,
00:54:45: dass ihr heute mit den Hunden kommt.
00:54:46: Und ich fand das so erschreckend, dass die Kinder entscheiden,
00:54:49: ich gehe in die Schule, weil es mir heute Spaß macht. Und morgen habe ich keinen
00:54:52: Bock, weil es mir keinen Spaß macht.
00:54:54: Ich bin auch in der Brennpunktschule groß geworden. Ich bin aber die ersten
00:54:57: sieben Jahre gerne in die Schule gegangen.
00:54:59: Bis ich dann arbeiten wollte, Geld verdienen und aus meiner Not raus.
00:55:02: Aber heute habe ich hunderte von Kindern, wenn ich sie in der ersten Klasse
00:55:06: frage, wie war die Schule? Schule war scheiße.
00:55:08: Das kann ja nicht sein. Das heißt, da läuft irgendwas schief,
00:55:11: was wir verändern müssen. Schule muss wieder Spaß machen.
00:55:14: Schule muss wieder dazu führen, dass Kinder sich freuen. Gestern hat ein Mädchen
00:55:18: zu mir gesagt, Schule ist so scheiße, ich habe keinen Bock mehr auf Schule.
00:55:20: Da habe ich sie gesagt, du kannst wirklich glücklich sein. Du selber kommst
00:55:23: aus einem Land, wo ihr gar nicht so die Möglichkeit habt, in die Schule zu gehen.
00:55:27: Es ist doch auch ein Geschenk.
00:55:29: Und dieses Thema mal anders anzugehen und die Kinder mal wieder zu motivieren.
00:55:33: Diese ganze Frustrationsgesellschaft und egoistische Gesellschaft färbt sich ab auf unsere Kinder.
00:55:39: Und wenn ich ihnen dann noch sage, Mensch, ich nehme dir dein Handy.
00:55:43: Ich habe eben einfach so den Namen Frau Prien in den Raum gestellt,
00:55:47: das ist natürlich die Bundesfamilienministerin, das hätte ich dazu sagen müssen.
00:55:50: Und die ist auch von der CDU.
00:55:52: Ja, genau. Auch das hätte ich dazu sagen müssen. Und jetzt komme ich zu einer
00:55:54: Frage, die ich eigentlich zu Anfang schon stellen wollte.
00:55:56: Sie haben mir eben im Vorgespräch gesagt, Sie sind ja jetzt seit einem Jahr,
00:56:00: glaube ich, Roundabout-CDU-Mitglied und Sie haben mir eben gesagt,
00:56:04: Sie sind gar nicht wegen des Wahlkampfs in die CDU eingetreten.
00:56:07: Das hatte ich anders eingeschätzt. Ich habe gedacht, das ist jetzt der natürliche
00:56:10: Weg. Jemand hat den Siegelkuh vorgeschlagen, dann tritt er in die Partei ein
00:56:13: und dann kann er sich aufstellen lassen.
00:56:15: War aber gar nicht so. Warum sind Sie denn jetzt eigentlich in die CDU eingetreten?
00:56:18: Also erstmal hat mich niemand eingeladen, in die CDU einzutreten.
00:56:22: Ich habe schon längere Zeit Kontakt zur CDU, weil ich habe
00:56:25: Als Wahlmann den Bundespräsidenten mitwählen dürfen, da hat mich die CDU vorgeschlagen
00:56:30: und ich habe auch mit der CDU an
00:56:31: einigen Papieren gearbeitet und ich bin eigentlich in die CDU eingetreten.
00:56:35: Ich habe auch sofort gesagt, ich möchte mitarbeiten, also ich möchte mitdenken,
00:56:39: deswegen trete ich in die CDU ein. Ich trete jetzt nicht ein,
00:56:42: um Parteimitglied zu sein und zu sagen, ha, hurra, ich bin jetzt Mitglied der
00:56:45: CDU, sondern ich wollte von vornherein mitarbeiten.
00:56:48: Und das hat sich irgendwie nicht gezeigt. Also meine Hoffnung war so ein bisschen,
00:56:52: vielleicht benutzt man mich als Berater.
00:56:54: Okay, ich habe mir jetzt auch nicht viel Zeit gelassen und gesagt,
00:56:56: jetzt warte ich mal zwei Jahre, ich werde ja auch nicht jünger.
00:56:58: Und ich habe gesagt, ich möchte aber aktiv was mit verändern.
00:57:01: Und irgendwann bin ich eben dazu gekommen, dass ich gesagt habe,
00:57:03: okay, wenn jetzt nicht proaktiv jemand auf mich zukommt und sagt.
00:57:08: Mach mal mit im Deutschen Bundestag oder so. Jetzt nicht als Minister,
00:57:11: ich will ja keine Position.
00:57:12: Ich will ja meine Arche-Arbeit auch behalten. Auch wenn ich jetzt Abgeordneter
00:57:15: aus werde, kann ich ja immer noch Leiter der Arche bleiben. Und das ist ja nur
00:57:20: ein Teilzeitjob sozusagen.
00:57:21: Aber das ist nicht passiert. Und dann habe ich gesagt, okay,
00:57:23: ich möchte aber politisch was bewegen.
00:57:25: Und jemand hat jetzt vor kurzem mir geschrieben, es ist der richtige Zeitpunkt,
00:57:28: dass du in die Politik gehst.
00:57:30: Mit dem Wissen, was du hast und mit dem, was du politisch schon bewegt hast
00:57:33: oder auf den Weg gebracht hast.
00:57:34: Und deswegen, ja, vielleicht ergibt sich ja noch im nächsten Jahr was anderes.
00:57:38: Nein, Spaß, vielleicht kommt jemand und sagt so, jetzt machst du in der Deutschen
00:57:42: Kinderkommission mit oder sonst irgendwas.
00:57:43: Alles gut, mir geht es auch nicht um ein politisches Amt, sondern es geht mir
00:57:47: darum, politisch etwas zu bewegen.
00:57:49: Und für mich ist im Moment klar, das geht vielleicht nur durch diese Kandidatur,
00:57:53: auch wenn ich diesen ganzen Wahlkampf jetzt ein bisschen eigenartig finde.
00:57:57: Und für mich, Sie hatten das im Vorgespräch ja auch gefragt,
00:57:59: das wird eine richtige Arbeit werden oder auch im Gespräch jetzt.
00:58:02: Das wird es, gar keine Frage, aber gut, ich habe mich für was entschieden.
00:58:05: Ich habe mich auch entschieden, die Arche zu gründen. Ich hätte auch als Geschäftsführer
00:58:08: einer Firma sehr erfolgreich sein können, aber das war nicht mein Ding.
00:58:12: Das, was ich tue, ist für mich Berufung und für mich ist jetzt auch dieses politische Vorangehen.
00:58:16: Ich weiß nicht, ob ich gewählt werde, weil ich habe auch starke Konkurrenz in
00:58:19: meinem Wahlbezirk. Iris Pranger, Insenator.
00:58:21: Das glaube ich nicht, dass sie eine Konkurrenz ist in dem Bezirk,
00:58:25: weil sie hat letztes Mal auch den vierten Platz gemacht.
00:58:27: Sie hat einen Listenplatz, da gibt es andere Parteien.
00:58:30: Die AfD ist in diesem Bezirk hier so stark, das wird wahrscheinlich mein größter Konkurrenz sein.
00:58:36: Ich werde aber keine Negativpolitik machen. Ich werde auch nicht gegen andere reden.
00:58:40: Ich finde es auch eine fürchterliche Art und Weise, jetzt immer nur noch darüber
00:58:44: zu diskutieren, wird irgendeine Partei mit der AfD mal koalieren.
00:58:49: Das ist gar nicht die Zeit, darüber nachzudenken, sondern man soll jetzt regieren.
00:58:53: Und man soll dem Volk jetzt zeigen, wir meinen es ernst mit dem, was wir tun.
00:58:57: Was in vier oder in zehn Jahren ist, das wissen wir nicht.
00:59:00: Wenn wir uns die europäischen Länder angucken, dann hätte man vor zehn Jahren
00:59:03: auch nicht gedacht, dass manches so läuft, wie es läuft.
00:59:05: Und deswegen wird mein Wahlkreis ein fairer sein. Ich werde nicht sagen,
00:59:09: wählt mich, weil die Ampel versagt hat.
00:59:11: Oder wählt mich, weil hier nur polarisiert wird.
00:59:14: Sondern ich möchte überzeugen. Ich möchte mit Sachverstand an die Sache rangehen.
00:59:17: Und ich möchte den Menschen auch zeigen, dass ich es ernst meine.
00:59:20: Ich habe ja meine Veranstaltung gehabt vor meinem Wahlkreis.
00:59:24: Und da hat jemand zu mir gesagt, weil ich zu ihm gesagt habe,
00:59:26: ich kann Ihnen nichts versprechen, aber ich werde mich dafür einsetzen.
00:59:29: Und dann hat er zu mir gesagt, Sie wären der erste Politiker,
00:59:32: der das auch wirklich so sagt. Weil andere sagen alle nur, was sie können und was sie machen.
00:59:36: Aber ich kann nichts versprechen, was ich nicht halten kann.
00:59:39: Und ich möchte dann versuchen.
00:59:41: Mit meiner Arbeit ist ja auch ein Versuch, der bewiesen hat,
00:59:44: dass man es kann. Aber ich kann jetzt nicht sagen, ich bin der Politiker,
00:59:47: der alle Probleme löst. Das ist vollkommener Quatsch.
00:59:51: Ich kenne ja den Frank Heinrich ganz gut, Sie mit Sicherheit auch.
00:59:55: Und der war ja lange Zeit Bundestagsabgeordneter, der erste Bundestagsabgeordneter,
00:59:59: der jemals von der Heilsarmee in den Deutschen Bundestag kam.
01:00:03: Ja, das gab es vorher noch nicht, da hatte die Heilsarmee da noch einiges mit
01:00:05: zu tun, weil das nicht so ganz einfach für die zu handeln war.
01:00:09: Andere Geschichte, auf jeden Fall habe ich mit dem zusammen viel darüber gesprochen,
01:00:13: wie schwierig das manchmal sein kann als Christ in der Politik.
01:00:17: Nicht, weil verurteilsbehaftet die Politik so ein Haifischbecken sei,
01:00:22: da gibt es durchaus auch gute Menschen, keine Frage, aber tatsächlich ist es
01:00:26: schon ein Betrieb, der ein gewisses Machtstreben erfordert.
01:00:31: Also als Politiker geht es auch darum, Stimmen zu gewinnen. Es geht darum,
01:00:35: seine Sachen durchzusetzen.
01:00:37: Und naja, manchmal fährt man da eben schon auch die Ellenbogen aus.
01:00:40: Und Frank Heinrich hat mir immer gesagt, er hat stets versucht,
01:00:43: und das ist ihm hoffentlich auch gelungen, so sagt er, ich darf das Wort auch
01:00:47: mal benutzen, kein Arschloch zu werden.
01:00:49: Und jetzt möchte ich Sie gerne fragen, weil Sie diesen Weg ja nun auch gehen
01:00:54: wollen, was erwarten Sie da?
01:00:57: Haben Sie sich so eine Strategie zurechtgelegt, wie Sie als Christ da auch gut
01:01:01: bestehen können, wie Sie sie selbst bleiben können in diesem ja doch auch harten
01:01:05: Geschäft oder nehmen Sie es locker und sagen, ach, das,
01:01:08: Nee, also ach, das wird schon, da bin ich gar kein Typ dafür.
01:01:12: Ich stehe zu meiner Meinung ganz klar. Ich halte das wie Klaus Wovereit.
01:01:16: Ich bin Christ und das ist gut so.
01:01:17: Er hat was anderes gesagt, aber das ist mein Leitmotiv. Und als vor ein oder
01:01:21: zwei Jahren, ich glaube es war Kai Wegner, bei Facebook gepostet hat,
01:01:26: in der CDU zählt das Du, habe ich darunter kommentiert, wenn das C fehlt,
01:01:30: könnt ihr auch das Du vergessen.
01:01:31: Und habe dafür sehr viele Kommentare bekommen, die auch innerhalb der CDU,
01:01:35: die mir sehr viel Recht gegeben haben. Ich bin kein Mensch, der sich verstellt.
01:01:39: Ich kann mich nicht verstellen und ich werde auch nicht Ellbogen ausfahren und
01:01:43: ich werde auch nicht einen Wahlkampf führen, wo ich mich vor andere stelle und
01:01:47: sage, wie viel besser ich bin.
01:01:48: Ich finde, dass die Menschen denjenigen wählen sollen, zu dem sie das meiste Vertrauen haben.
01:01:53: Ich glaube, dass ich in den letzten 30 Jahren Vertrauen bewiesen habe,
01:01:56: denn ich habe zu meinem Wort gestanden und ich habe bestimmt Dinge getan,
01:01:59: die kein anderer sich gewagt hätte zu tun.
01:02:02: Auch den Mut aufzuweisen, hier einfach mal jeden Tag 300 ukrainisch geflüchtete
01:02:08: Frauen auf den Hof zu lassen, damit sie miteinander kommunizieren können und
01:02:11: die nicht nur Obdach und Geld bieten.
01:02:13: Und ich werde mich als Christ nicht verbiegen. Ich werde nicht lügen.
01:02:16: Ich werde meine Meinung sagen und wenn mir etwas nicht passt,
01:02:19: dann werde ich es deutlich machen.
01:02:20: Und wenn mir jemand ans Bein pinkelt, weil ich Christ bin, das habe ich hier schon durch.
01:02:24: Ich hatte schon meine Schlagzeilen in der Zeitung, weil eine regierende Partei
01:02:28: hier in Hellersdorf mich beschimpft hat, dass ich über den Magen der Kinder
01:02:31: missioniere und dass ich die sozialpädagogischen Prinzipien nicht einhalten
01:02:35: würde, weil ich zulassen würde, dass die Kinder mich in den Arm nehmen.
01:02:38: Da hatte ich schon Schlagzeilen in der Zeitung, woraufhin sich die linke Fraktion
01:02:42: bei mir entschuldigen musste, weil das war ja wirklich unter der Gürtellinie.
01:02:47: Das ist mir bis heute egal, weil ich bin Christ und ich möchte auch als Christ wahrgenommen werden.
01:02:53: Ich werde den Leuten nicht sagen, du musst an Gott glauben und ich werde dich missionieren.
01:02:56: Aber wir leben in einem toleranten Land. Und wenn ich heute sage,
01:02:59: ich bin zum Islam konvertiert, sagt man Chapeau.
01:03:02: Und wenn man sagt, ich bin ein Buddhist geworden, sagt man Chapeau.
01:03:05: Und wenn ich sage, ich glaube an Jesus, dann sagt man, du bist nicht ganz dicht,
01:03:08: du bist ein Himmelskomiker.
01:03:09: Und dann bin ich dieser Himmelskomiker. Das ist mir völlig egal, das ist mein Wert.
01:03:14: Und ich poste immer noch, auch auf Instagram und auf Facebook,
01:03:18: immer noch auch eine kurze Predigt immer mal wieder oder christliche Inhalte,
01:03:22: die mir in dem Moment gerade wichtig sind.
01:03:24: Das ist mein Lebensinhalt. Und bei all dem, was ich in den letzten 30 Jahren
01:03:27: an negativen Dingen erlebt habe, die mich zum Verzweifeln gebracht haben,
01:03:31: wo ich Gott auch manchmal angeschrien habe, bleibt Gott mein Fundament.
01:03:35: Und auch als Politiker und Christ bleibt das mein Fundament.
01:03:39: Und wenn jemand zu mir sagt, ich sei Himmelskomiker oder will mit mir nichts
01:03:43: zu tun haben, weil ich Christ bin und an Gott glaube, dann ist das okay.
01:03:46: Ich muss sie nicht zwingen von meiner eigenen Überzeugung. Ich habe viele Freunde, die sind Muslime.
01:03:52: Ich habe Freunde, die sind Juden.
01:03:53: In meiner Arche gibt es mehr Muslime als irgendeine andere Religion.
01:03:57: Ich habe in meiner Arche fast keinen einzigen Anteil an Christen.
01:04:01: Aber glauben Sie, wenn ich in Hellersdorf einen Gottesdienst halte für die Menschen,
01:04:04: die zu uns in die Einrichtung kommen, habe ich 400 Gottesdienstbesuche und alle
01:04:08: glauben nicht, aber sie nehmen mir das ab, was ich sage.
01:04:10: Und wenn ich daran festhalte und daran bleibe und mich nicht verbiege,
01:04:14: dann bleibe ich authentisch und dann bin ich das, was eigentlich Politiker ausmachen sollte.
01:04:19: Und ein Politiker sein ist etwas sehr Biblisches übrigens. Er soll Diener des
01:04:23: Volkes sein und nicht hierarch und nicht monarch.
01:04:26: Politik kommt aus der Mitte der Gesellschaft und ich möchte gerne meinem Land
01:04:30: dienen. Ich möchte gerne den Menschen dienen und das ist für mich ein biblisches
01:04:33: Prinzip, das habe ich hier nicht anders gemacht.
01:04:35: Meine Mitarbeiter, viele haben auch Respekt vor mir, aber viele sagen auch,
01:04:39: ich habe vor kurzem mit einer Mitarbeiterin aus Rostock telefoniert,
01:04:42: die sagte zu mir, es ist mir noch nie passiert, dass mein Chef,
01:04:45: mein oberster Chef sich um das kleine Problem von mir gekümmert hat.
01:04:49: Und das ist für mich auch ein biblisches Prinzip. Jesus hat gesagt,
01:04:54: wer über viel gestellt werden will, der muss erstmal dienen lernen.
01:04:57: Und ich muss auch in der Politik erstmal dienen lernen. Und wenn das akzeptiert
01:05:01: wird, dann werde ich auch gewählt.
01:05:03: Und wenn nicht, dann wird jemand anders gewählt. Und das ist gut.
01:05:05: Ich habe nichts zu verlieren.
01:05:07: Ein besseres Schlusswort könnte es nicht geben. Herr Segelkuh,
01:05:10: ich danke Ihnen herzlich für das Gespräch. Sehr gerne. Ich wünsche Ihnen alles
01:05:12: Gute für alles, was da jetzt kommt.
01:05:14: Danke. Die Zeiten werden anstrengend werden, das wissen wir,
01:05:16: glaube ich, schon jetzt. Aber ich habe keinen Zweifel, dass Sie da wie immer
01:05:20: souverän durchgehen. Dankeschön. Herzlichen Dank. Sehr gerne.
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